Die italienische Schriftstellerin Elena Ferrante ist durch ihre neapolitanische Saga weltweit bekannt geworden. Vor kurzem hat sie sich einem riskanten Experiment unterzogen. Auf Einladung des britischen Guardian hat sie Woche für Woche eine Kolumne geschrieben.
Mehrere mögliche Themen wurden ihr jeweils von der Redaktion genannt, und Elena Ferrante hatte die Freiheit, sich dann für ein Thema zu entscheiden. Das Experiment hätte schiefgehen können: weil 52 Kolumnen in einem Jahr ein anstrengender Langstreckenlauf sind, weil bestimmte Themen nur auf den ersten Blick interessant sind oder weil sich auf Dauer eine Routine einstellen könnte.
Anhand der gerade auch auf Deutsch erschienenen Buchausgabe der Kolumnen kann man nun den Test machen, Thema für Thema, Woche für Woche.
Keine Sorge, Elena Ferrante kennt ein gutes Rezept, den Gefahren des Experiments zu entgehen. Sie schreibt über „Ängste“ oder „Töchter“ oder „Ausrufungszeichen“ – und erzählt umstandslos von sich selbst und so passioniert, als hätte sie die Welt gerade neu entdeckt.
Ich schlage vor, die Themen der Kolumnen als Themen eigener Schreibversuche zu verstehen. Also: Zunächst das Thema festhalten, dann dazu Stichworte notieren und erst wenn man sich bewusst geworden ist, wie man das Thema selbst behandeln würde, die Kolumne von Elena Ferrante lesen!
So könnte dieses Buch auch dazu dienen, sich selbst interessante Schreibaufgaben zu stellen!
- Elena Ferrante: Zufällige Erfindungen. Aus dem Italienischen von Karin Krieger. Suhrkamp Verlag 2021