Ein Buch lesen 4

Der inspiratorische Flug des „Heiligen Geistes“ durch das lesenswerte Buch von Jörg Lauster (C.H.Beck) wird in den Jahrhunderten nach Christus zu einer Stationenfolge der inneren Suche nach Vertiefung. Sobald die Einzelnen durch das Sakrament der Taufe aufgerufen sind, ihr Leben inspiriert zu gestalten, werden die aktiven Formen einer Innenschau wirksam und deutlich.

Das zeigt sich etwa bei den Mystikern des Mittelalters (wie Meister Eckart) und danach – hochgradig eruptiv und ausholend – bei den theologisch-philosophischen Denkern und Dichtern der Renaissance (wie Pico della Mirandola oder Marsilio Ficino).

Die Suche nach den Wurzeln und Elementen des Inspiratorischen greift aus nach Philosophie, vor allem aber auch nach den Künsten. Literatur, Musik, Bildende Kunst sind die Felder, auf denen der „Heilige Geist“ entdeckt und von allen daran Teilnehmenden nun auch in sinnlicher Form erlebt werden kann.

Philosophieren, sich in den Künsten erleben (aktiv oder auch rezeptiv) – daraus entstehen in den Jahrhunderten der Neuzeit gleichsam Bäder des „Heiligen Geistes“. Die daran mitwirken, erzählen und deuten die wahrgenommenen Spuren und entwerfen ihr Leben in Formen einer aktiven, gestalteten „Biographie“.

In besonders leuchtender, schöner Form erscheinen diese „Biographien“ als wegweisende, studierenswerte Entwürfe. Deshalb lesen wir sie, nicht um uns „zu bilden“, sondern um das inspiratorische Moment in ihnen wahrzunehmen und in unser eigenes Leben zu übertragen.

„Geist und Geschichte“, „Geist und Welt“ sind die Titel der letzten beiden Großkapitel in Lausters Buch. Wir könnten sie aus eigener Anschaung ergänzen, indem wir Biographien erzählen: die von Mozart, Beethoven, Goethe, Hölderlin…

So…, jetzt habe ich Lausters Buch zu Ende gelesen. Und wie weiter?! Um ihm gerecht zu werden, sollte ich eine kleine Pfingstpredigt schreiben. Im Ernst?! Mal sehen und schauen…