Der große Sommer

Herr, es ist Zeit, flüstert Rainer Maria Rilke, der Sommer wird sehr groß…

Wenn schon Rilke das flüstert, muss etwas dran sein, und man muss nicht erst noch die Einflüsterungen des Autors Christian Drosten bemühen.

Der große Sommer bewegt also ab sofort meine Gedanken, und ich stelle mir vor, ihn nicht in weiter Ferne, sondern in unseren schönen Ländereien zu verbringen. Eine Deutschlandreise also. Durch alle Bundesländer, vom Norden und an seinen Küsten entlang, bis hinunter zum Bodensee.

Schon beim bloßen Gedanken daran, das Wattenmeer zu durchstreifen oder am Niederrhein Joseph Beuys zu besuchen, packt mich eine lange nicht mehr gespürte Sehnsucht. Herr, all das ist nun wieder möglich! Einsame Gerhart-Hauptmann-Spaziergänge auf Hiddensee, mit Thomas Mann in Lübeck den Hund ausführen, eine Einkehr mit Bischof Bernward im Hildesheimer Dom, oder auf dem Rhein nach Süden schippern, mit mehreren Verweilmomenten am Mittelrhein und natürlich im Rheingau.

Herr, ich komme mir vor wie ein Dichter, der seine Regionen nach langen, düsteren Zeiten wieder bereist und ihre Schönheit besingt! Er hat Musikanten und Chöre dabei und gleich mehrere Foliohefte mit vielen Papieren, wie Friedrich Hölderlin, der wandernde Sänger.

Bevor es losgeht, schaue ich nach geeigneten Büchern, deren Schwung und gute Launen meine Reisen grundieren. Ich schaue, lese, höre…, ich bin wieder da!