Zur Vorbereitung auf meine geplante Deutschlandreise lese ich ein Buch des amerikanischen Schriftstellers Thomas Wolfe, der 1929 als noch nicht Dreißigjähriger seinen später bekanntesten Roman Schau heimwärts, Engel veröffentlichte. In den Jahren von 1926 bis 1936 reiste er sechsmal nach Deutschland.
Das im Manesse Verlag erschienene Buch dokumentiert diese Unternehmungen in besonders interessanter Form. Es enthält seine detaillierten Reisenotizen, aber auch die Briefe und längeren Erzählungen, zu denen er diese Notizen ausbaute.
Wolfe hat eine starke Beobachtungsgabe, notiert immer konkret und genau und erliegt nicht selten dem spezifischen Zauber deutscher Städte und Landschaften noch vor ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg. Eine immense Reiselust spricht aus diesen Texten, eine neugierige und spontane Suche abseits von bekannten Sehenswürdigkeiten.
Aus Köln etwa berichtet er der Mutter von seinem großen Glück: „Es gibt massenweise riesige Gaststätten, riesige Bierhäuser und kleinere buchstäblich zu Tausenden. Anscheinend sind die Deutschen die meiste Zeit mit Essen und Trinken beschäftigt.“
Thomas Wolfe: Eine Deutschlandreise in sechs Etappen. Aus dem Amerikanischen Englisch übersetzt von Renate Haen, Barbara von Treskow und Irma Wehrli. Manesse Verlag 2020