Da war ich eigentlich noch nie – ist der Titel eines wunderschönen Reisebuches, das Thomas Böhm für den Verlag Das kulturelle Gedächtnis aus vielerlei Texten zusammengestellt und dort auch herausgegeben hat.
Er führt uns darin in die „Wunderkammer des Reisens in Deutschland“ und nimmt den schönen Begriff ernst. In „Wunderkammern“ lagern verborgene Welten aus dem Alltag, die wir nie so richtig geschätzt und beachtet haben. Indem wir sie durch die Brille skurriler, kurioser und auch leidenschaftlicher Texte betrachten, erleben wir ihre Eigenarten und Geschichten – was nichts anderes meint als: Wir erleben sie als Szenen der Literatur.
Endlich fahren wir wieder mit der „Eisenbahn“, durchwandern Parks und Gartenlandschaften, mieten uns in Seebädern an der Küste ein, unterhalten uns mit Zimmermädchen und Kellnern, setzen uns auf Fahrräder, campen im Nirgendwo, machen Ferien auf einem Bauernhof und entdecken jeden Tag mindestens eine neue „Reisebekanntschaft“.
So macht das Reisen durch Deutschland großes Vergnügen, denn das Reisen ist viel mehr als eine Flucht ins lethargische Dasein, wo wir immergleiche Tage verbringen. In „Wunderkammern“ erleben wir unsere scheinbar vertrauten Umgebungen neu, staunen über Ferienrituale und werden angesteckt von der Freude daran, die Welt in ihren versteckten Hintergrundtexten anders und verfremdet kennenzulernen.
Thomas Böhm ist der ideale Spurensucher, und er hat ein Lesebuch entworfen, das genau zum richtigen Zeitpunkt erscheint und uns in die überraschendsten Ferienfreuden entlässt, wo wir, na klar, an unseren eigenen Texten schreiben.