Kall, Eifel

Manchmal, wenn ich im Kölner Hauptbahnhof auf den Zug nach Wissen, Sieg wartete, fuhr noch eine andere Regionalbahn ein, Kall, Eifel war der Zielbahnhof. Jedes Mal, wenn ich das las, dachte ich an den Schriftsteller Norbert Scheuer, der in meinen Augen so etwas wie ein literarischer Verwandter ist.

Er lebt seit ewigen Tagen in Kall, und er hat über die Menschen und die Landschaften seines Heimatortes viele Bücher geschrieben. Ein Band mit Erzählungen heisst wirklich Kall, Eifel, so dass der Zielbahnhof der Regionalbahn zugleich ein Buchtitel ist.

Norbert Scheuer fährt von Köln nach Kall, Eifel – so wie ich von Köln nach Wissen, Sieg fahre – das habe ich oft gedacht.

Gestern hat Norbert Scheuer in der Süddeutschen Zeitung einen langen, sehr eindrucksvollen Bericht darüber veröffentlicht, wie er das Hochwasser in und um Kall erlebt hat. Am Schluss hat er auch von der Buchhandlung Pavlik erzählt, in der seit Jahren immer seine Bestellungen abgeholt hat.

Nobert Scheuer schreibt:

Die Buchhandlung Pavlik in der Bahnhofstraße existiert nicht mehr. Am Montag habe ich noch dort angerufen, mir die Reclam-Ausgabe der Lieder von Sappho bestellt. „Natürlich, Sie können das Buch morgen hier abholen“, war die freundliche Auskunft von Thomas Pavlik, der tatsächlich die meisten Bücher, die er verkauft, gelesen hat, so auch das von Sappho, denn er zitiert gleich einige Zeilen. Pavlik und seine Frau waren vor einigen Jahren in die Eifel gezogen und wagten es, in unserem Städtchen eine Qualitätsbuchhandlung mit Beratung aufzumachen. Bald konnten sie die Ladenräume vergrößern, dann kamen die Viruswellen. Aber sie überlebten die erste, die zweite und die dritte dieser Wellen relativ gut, doch diese ganz reale Flutwelle wird die kleine Buchhandlung wahrscheinlich nicht überstehen. Das Einzige, was sich noch im Schlamm der Ladenräume findet, ist eine dicke, fette Kröte, die sich hier ganz wohl zu fühlen scheint, ansonsten wurde alles fortgeschwemmt.

Dass die Buchhandlung Pavlik das Unwetter nicht überleben wird, darf nicht sein. Auf ihrer Homepage ist immerhin von einem „geplanten Neubeginn“ die Rede, verbunden mit der Bitte, diesen Neubeginn durch eine Spende zu unterstützen:

https://buchhandlung-pavlik.buchhandlung.de/shop/

Liebe Leserinnen und Leser dieses Blogs – helfen Sie den Pavliks beim Neuaufbau, das ist meine herzliche Bitte!