Die Vielfalt der Sportarten, die in Tokio gezeigt werden, lässt mich darüber nachdenken, wie sie sich unterscheiden.
Es gibt solche, in denen die Sportlerin oder der Sportler allein mit sich selbst sind (Bodenturnen, Laufen, Schwimmen etc.). In einem zeitlich begrenzten Verlauf kommt der Körper solistisch zum Einsatz. Die Konfrontation mit seinen Regungen und Widerständen führt zu einer hohen Form der Selbstbeobachtung, die sich in einer konzentrierten Gestik niederschlägt.
Die Zuschauer erleben solche Auftritte als Aktionen mit einem mehr oder minder starken theatralischen Gestus, der unterschiedliche, äußerliche Gradi der Präsentationen erlaubt.
Es gibt aber auch Sportarten, in denen die Sportlerin oder der Sportler mit einem dinglichen Gegenüber agieren (Kanufahren, Rudern, Bogenschießen etc.). Hier kommt der Körper in einem zeitlich begrenzten Verlauf im dualen Zusammenspiel zum Einsatz.
Solche Sportarten zeigen im idealen Fall besondere Formen von Eleganz: in der Beherrschung der Sportgeräte und in den Gradi ihrer „Einverleibung“.
Als einen Höhepunkt solcher Darbietungen habe ich den Kanu-Slalom der Kanutin Ricarda Funk erlebt, der mit einer Goldmedaille belohnt wurde.
Der Einsatz des Kanus vervielfältigt die körperlichen Aktionen und wird von den starken Wasserströmungen auf extreme Weise herausgefordert. Dadurch entsteht ein virtuoser Tanz inmitten der Wellen und Strudel, den man als Zuschauer sprachlos verfolgt (hier leider mit einem miserablen Kommentar der Reporterin, der zeigt, wie man sportliche Schönheit totreden kann…):