Mehr als drei Jahre (von 1897 bis 1900) beobachtet der japanische Dichter Tokutomi Roka (1868-1927) von dem kleinen, am Meer gelegenen Ort Zushi die nahe Bucht und das ferne Bergland mit dem Gipfel des heiligen Berges Fuji.
Fast täglich entstehen kurze Skizzen seiner Eindrücke, Studien der Natur, des Wetters, der sich verändernden Atmosphären – und des Auftauchens der Menschen in diesen Panoramen.
Seine Skizzensammlung Shizen to jinsei (Natur und Menschenleben) erscheint 1900 und wird bald zu einem der wichtigsten meditativen Bücher der neueren japanischen Literatur.
Der Japanologe Ekkehard May hat diesen Klassiker ins Deutsche übersetzt und seine Details sehr erhellend kommentiert (Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung).
Muss ich noch hinzufügen, dass es sich um eines meiner Lieblingsbücher handelt? Während der Spiele in Tokio ist es meine Begleitlektüre.
Hier ein Sommereintrag:
Die Regenzeit ist vorüber; jetzt ist richtiger Sommer geworden. Ich öffne die Papierschiebefenster, lasse einen dünnen Bambusvorhang herunter und setze mich hin. Jenseits des Vorhangs grüne Berge; weiß gekleidete Menschen gehen vorüber. Auch der Fuji hat sein Sommergewand angetan. Sein grünes Kleid, strahlend und makellos; nur auf seinem Haupt trägt er noch einige weiße Strähnen von Schnee. Hörst Du nicht die Frische des freundlich-sanften Windes? Er kommt über die Sagami-Bucht herangeweht, die wie ein blaugrüner Teppich ausgebreitet liegt.