Auf meinem Nachttisch 3

Bevor ich morgen in eine kleine Auszeit verschwinde, resümiere ich ein zweites Mal, was mir bei der Durchsicht der Nachttischlektüren aufgefallen ist, die Sie, liebe Leserinnen und Leser dieses Blogs, mir in so großer Zahl mitgeteilt haben.

Erstaunt hat mich, dass die gegenwärtig auf den Bestseller- oder Bestenlisten genannten Titel überhaupt keine Rolle gespielt haben. Nur sehr selten wurden sie überhaupt genannt.

Nachttischlektüren werden vielmehr von Büchern bestimmt, die oft etwas „Nachhaltiges“ haben (ich mag das Wort nicht besonders, aber…, nun gut…). Sie umkreisen also Themen, Stoffe und Motive, die im Leben der Lesenden eine starke Rolle spielen und durch Lektüren wach gehalten und intensiviert werden.

So etwa Lebensrückblicke von Autorinnen und Autoren, die ihre eigene Vita orten und neu bestimmen. Ich nenne stellvertretend: Patti Smith: M Train. Erinnerungen und Wilhelm von Kügelgen: Jugenderinnerungen eines alten Mannes.

Daneben aber auch Gespräche, Dialoge, Unterhaltungen, in denen es um Lebensbilanzen geht: Gurdjieff: Gespräche in Paris 1941-1946 oder Leonard Cohen: So long. Ein Leben in Gesprächen.

Viele Nachttischlektüren entwickeln weite Fantasieräume in der Form von nächtlichen Reisen: Zora del Buonu: Das Leben der Mächtigen. Reisen zu alten Bäumen. Oder: Alexander von Humboldt: Reise in die Äquinoktial-Gegenden des Neuen Kontinents.

Solche weiten nächtlichen Reisen können sich dann auch auf bestimmte Räume konzentrieren und sie erforschen: Gabriele Katz: Künstlerinnen und ihre Häuser. Oder: Dave Goulson: Wildlife Gardening. Die Kunst im eigenen Garten die Welt zu retten.

Nachttischlektüren sind also in beeindruckendem Maße Lektüren, die das Leben weiterschreiben und es mit nahen Fermenten verbinden. Sie haben nichts Zufälliges, sondern zielen auf sich anbahnende oder entwickelnde innere Lebensprozesse. So gesehen, gehören sie zu den wichtigsten und schönsten Lektüren überhaupt.