Worin besteht (nach einer Zeit weiter Fahrten fern von Zuhause) die Schönheit der Heimkehr?
Gärten, Zimmer und Haus haben eine merkliche Patina angelegt. In den Gärten dominiert jetzt der Herbst mit seinen Farben, Beeren und dem schwächer werdenden Grün.
In den Zimmern sind die sonst nahen Dinge auf Distanz gegangen und blicken leicht entfremdet zurück. Liegen sie noch am richtigen Ort? Wollen sie Veränderung? Am liebsten würde ich sie eine Weile nicht berühren, sondern ihnen das Stillleben-Dasein noch etwas gönnen.
Das Haus hat sich zu einem beharrlich wirkenden, langsamer atmenden Gebilde entwickelt. Ich gehe durch die Räume, als müsste ich jeden einzeln begrüßen und nach einem Zusammenhang suchen. Habe ich hier gelebt? Sind das meine Bücher? Und die Blätter auf dem Schreibtisch – habe ich sie (aber mit welchen Texten?) beschrieben?
Die Schönheit der Heimkehr besteht in der Rekonstruktion der gewesenen Tage und einer möglichen Korrektur ihrer Gestaltung. Soll alles so bleiben, wie es war? Oder hat der Aufenthalt in der Ferne eine Verschiebung der Proportionen bewirkt, nicht im ganzen, wohl aber an dieser oder jener Stelle? Rekonstruktion und Korrektur suchen nach einer Vermittlung. Wie könnte sie aussehen?
In einem Unterstand liegen in gelben Postkisten die Zeitungsberge und die Post der letzten Wochen. In der Ferne habe ich keine deutschen Zeitungen gelesen und nur selten Nachrichten aus Deutschland verfolgt. Ich habe mit und in den Kulturen eines anderen Landes gelebt, ganz und gar, mit seiner Sprache, seinen Ritualen und seinen Texten und Klängen.
Schaue ich jetzt auf die deutschen Bilder, begegnen mir lauter Menschen, die mir fremd geworden sind. Ach ja, da ist er wieder, der Nachrichtensprecher, wie heisst er doch gleich? Und da sind sie, die Bilder des Alpenpanorama in 3sat, in das ich früher manchmal hineinschaute, um den Bergen und Gipfeln nahe zu sein. Soll ich damit fortfahren oder mir andere Welten suchen, die den Aufschwung der Fantasie nähren?
Und – welche neuen Musikaufnahmen gibt es? Die Schönheit der Rückkehr besteht auch aus Recherchen des lange nicht Wahrgenommenen und urplötzlich neu Auftretenden.
Und – hui! Da ist sie schon, die erste Entdeckung!! Víkingur Ólafssons Mozart & Contemporaries! Am besten höre ich gleich einmal rein…