Die Corona-Pandemie hat viele früher eher vernachlässigte Themen des individuellen Erlebens in den Vordergrund gerückt. So sind in den letzten beiden Jahren zahlreiche Bücher zum Alleinsein, zu Isolation und Einsamkeit und damit auch zu den Praktiken einer auf sich selbst gestellten Lebenskunst erschienen.
Johann Hinrich Claussen und Ulrich Lilie vertiefen diese Themen durch szenisch erzählte Blicke auf die unterschiedlichsten Medien: Wie entwerfen sie Darstellungen und Erlebnisformen der isolierten Welten in der Musik, in Literatur, Philosophie oder bildender Kunst? Sie summieren sich zu einer Art „Atlas der Einsamkeiten“, wie der Untertitel es andeutet.
Das meint: Den Autoren geht es darum, Konstellationen abzustecken und ein weites Feld nicht zu gliedern, sondern erst einmal zu eröffnen. Meister Eckhart, Isaac Newton, Petrarca, Caspar David Friedrich, Emily Dickinson, aber auch Greta Garbo und Marlene Dietrich – das sind einige der Personen, die einem begegnen und einen Abdruck des „Für sich“ hinterlassen.
In kurzen, prägnanten Kapiteln entdecken die beiden Autoren genuine Techniken des Umgangs mit Empfindungen, die einen überfordern, aber auch Planungen neuer Lebensentwürfe herausfordern.
Ein Buch, dessen durch viele Literaturhinweise erweiterte Wege man wie ein kleines Vademecum und damit als einen Begleiter zum pandemischen Leben lesen kann.
- Johann Hinrich Claussen/ Ulrich Lilie: Für sich sein. Ein Atlas der Einsamkeiten. C. H. Beck 2021