Venedig nur ein einziges Mal zu besuchen – das haben viele Schriftstellerinnen und Schriftsteller nicht ertragen. Viele sind immer wieder in die Lagunenstadt gereist und haben die Kulturen Venedigs stückweise zu Momenten ihrer eigenen Lebensformen gemacht. Diese Venedig-Begeisterten interessieren mich seit langem, und ich empfehle ihre Venedig-Bücher besonders nachdrücklich.
Vor kurzem erschienen sind die gesammelten Venedig-Essays von Cees Nooteboom. Verfolgen kann man anhand dieser Beispiele, wie unterschiedlich und jeweils neu Nootebooms Venedig-Emphasen verlaufen sind: Worauf hat er sich bei seinen wechselnden Aufenthalten jeweils konzenriert, mit wem war er unterwegs, wie gestaltete sich die Gefühlspalette der Eindrücke? Hier genau zu verfolgen:
Cees Nooteboom: Venedig. Der Löwe, die Stadt und das Wasser. Aus dem Niederländischen von Helga von Breuningen. Suhrkamp Verlag
Einer der herausragendsten Venedig-Liebhaber des späten neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhunderts war der amerikanische Schriftsteller Henry James (1843-1916), der lange in Venedig gelebt hat. Dort sind nicht nur seine glänzenden Essays und Porträts der Stadt entstanden, sondern auch Erzählungen und Romane, die in Venedig spielen.
Ich habe ihn während seiner Aufenthalte begleitet und seine Essays durch meine Kommentare und Eindrücke miteinander verbunden. Und zwar hier:
Henry James: In Venedig. Begleitet von Hanns-Josef Ortheil. (Übersetzungen von Helmut Moysich). Dieterich´sche Verlagsbuchhandlung Mainz
Auch der Schriftsteller Philippe Monnier (1864-1911) war lange Zeit in Venedig unterwegs – nicht, um als Reiseschriftsteller die Stadt zu erkunden, sondern um vor Ort und in ihren Archiven nach dem zu fahnden, was man „die venezianische Mentalität“ nennen könnte. In keinem Buch ist sie besser und eleganter eingefangen als in seiner großen Erzählung von den letzten Jahrzehnten des alten Venedig. Dazu habe ich ein Nachwort geschrieben. Alles findet man hier:
Philippe Monnier: Venedig im achtzehnten Jahrhundert. Nachwort von Hanns-Josef Ortheil. Die Andere Bibliothek
Diese wunderbaren Venedig-Lektüren sollte man nicht ohne Steigerungen durch weitere sinnliche Genussformen erleben. Das Cicchettario der venezianischen Köchin Alessandra de Respinis ist gerade in einer neuen, stark erweiterten Auflage erschienen. Dort erfährt man die früheren Geheimrezepte der Wirtin aus dem Al Bottegon, gefeiert und erläutert von einem deutschen Schriftsteller, der sich in dieser Weinstube unzählige Male aufgehalten und dort ein ein Glas Wein, begleitet von den besten Cicchetti der Stadt, getrunken und gegessen hat. Wie man sie zu Hause nachzaubert, ist hier zu erfahren:
Alessandra de Respinis: Cicchettario. Die legendären Rezepte des Al Bottegon in Venedig. Übersetzt von Lotta Ortheil. Nachwort von Hanns-Josef Ortheil. Dieterich´sche Verlagsbuchhandlung Mainz