Wie die Leserinnen und Leser dieses Blogs wissen, interessiere ich mich seit langem für die japanische Kultur: Literatur, Kunst, Film, Fotografie, Theater – einfach alles. Nach wie vor denke ich daran, einmal nach Japan zu reisen, um meine Fantasien mit den dortigen Lebenswirklichkeiten zu konfrontieren. Wegen der Pandemie habe ich dieses Vorhaben immer wieder verschieben müssen.
Anders jedoch Christoph Peters. Er ist ein exzellenter Kenner japanischer Kultur und hat das auch in seinem Fall lang gehegte Vorhaben einer Japanreise realisiert. Dabei ist ein Buch entstanden, das ausführlich von den eigenen Erwartungen und Reflexionen erzählt und sie in vielen subtil beobachteten Szenen auf Realia von Personen, Straßen und Dingen treffen lässt. Man wird von Peters nicht belehrt, sondern geführt, man begleitet ihn, teilt seine Ideen und Fantasien und verlässt den Raum von Tokio neugierig und gespannt: Wann werde ich ihn endlich (so wie Peters) zu sehen bekommen und wie werde ich mich dort verhalten?
Christoph Peters: Tage in Tokio. Mit Zeichnungen von Matthias Beckmann. Luchterhand-Verlag
Anders als Christoph Peters ist der Schriftsteller Cees Nooteboom häufig nach Japan gereist und hat sich dort wechselnden Stationen und Themen gewidmet. Seine Japaneindrücke liegen jetzt gesammelt in einem Band vor und erlauben eine Lektüre, die ein weites Panorama eröffnet.
Cees Nooteboom: Endlose Kreise. Reisen in Japan. Mit Photographien von Simone Sassen. Übersetzt von Helga von Breuningen. Schirmer Mosel
Eines meiner Lieblingsbücher ist ein Werk des japanischen Dichters Saigyô (1118-1190). Seine Gedichte aus der Bergklause hat der Japanologe Ekkehard May nicht nur übersetzt, sondern mit vielen erhellenden Kommentaren versehen. Ohne diese Erläuterungen bleiben sie europäischen Leserinnen und Lesern kaum verständlich. Jetzt aber leuchten sie und wirken, gerade angesichts unserer Rückzugsmomente in kleine, übersichtliche und geschützte Räume, fast irritierend aktuell:
Ach, gäb´s noch einen,
der Einsamkeit genauso
ertragen könnt wie ich!
Hütten bauten wir Seit an Seit
im winterlichen Bergdorf
Saigyô: Gedichte aus der Bergklause. Sankashû. Ausgewählt und übersetzt, mit Kommentaren und Annotationen von Ekkehard May. DVB Mainz