Jetzt beginnt der schöne, ruhige Zeitraum zwischen den Jahren, in dem man sich die Präsente zu Weihnachten genauer anschauen kann. Ein guter Freund hat mir die gerade erschienene DVD Köln nach dem Krieg in Farbe von Hermann Rheindorf geschenkt.
Die nachkolorierten Bilder aus den späten 40er und den 50er Jahren haben mich zurück in meine Kölner Kindheit katapultiert. An die Trümmer- und Ruinenlandschaften erinnere ich mich gut, auch daran, wie versteckt die Menschen noch lebten. Staub und Stille – diese beiden zentralen Komponenten hat Heinrich Böll genannt, wenn er von dieser Zeit erzählte.
Die Bilder waren Tiefenfahrten in die eigenen Träume, sie erschüttern und rühren an die Grenzen des Vorstellbaren. Die Dramaturgie ist stimmig und konsequent: Keine Szenen des politischen, öffentlichen Lebens, keine Selbstdarsteller, sondern Szenen des Kölschen Alltags, Menschen in all ihrer Not, in kaputten Häusern, auf den Straßen, mühsam damit beschäftigt, das Leben allmählich wieder zu lernen.
Leitmotivisch eingesetzt sind die Ausblicke von oben auf die zerstörte Stadt, die in ihrer Folge zeigen, wie die einzelnen Terrains wieder wachsen, neue Straßenzüge entstehen und die Kölner Brücken die beiden Ufer wieder miteinander verbinden.
Das wirkte ergreifend und führte mich zurück zu meinem alten inneren Rumoren, das vor sich hin raunt: Ich bin ein kölscher Junge der fünfziger Jahre, diese Jahre haben mich tiefer geprägt als je gedacht, ich bin noch immer unterwegs, einer von denen, die am „mentalen Wiederaufbau“ mitarbeiten.
Ja, im Ernst: Sind nicht viele meiner Bücher Erzählungen eines „inneren Wiederaufbaus“? Restauriere ich nicht noch immer ununterbrochen??