Fragen zum Schriftstellerleben

Mein Freund und Kollege, der in der Schweiz lebende Schriftsteller Alain Claude Sulzer, hat in der Neuen Zürcher Zeitung einen Artikel veröffentlicht, der mich zum Lachen gebracht, aber auch nachdenklich gemacht hat:

https://www.nzz.ch/feuilleton/alain-claude-sulzer-erklaert-was-ein-schriftsteller-macht-ld.1660419

Alain schreibt über das Phänomen, dass viele Menschen, voll im Leben stehend und vielleicht sogar einen besonders praktischen Beruf ausübend, kaum eine Vorstellung davon haben, was ein Schriftsteller täglich so tut und wie er lebt.

Wieviel schreibt er eigentlich? Jeden Tag ein bißchen? Alle paar Wochen eine Seite? Und wieviel veröffentlicht er? Einige Bücher im Monat/im Jahr/in Jahrzehnten? Und wieviel Geld/Honorar erhält er dafür? Und wie finanziert er sonst so sein Leben? Durch Lesungen/Auftritte/Artikel in Zeitungen und Zeitschriften? Und wie kommt er mit einem unsteten Leben zurecht, das keine festen Arbeitszeiten kennt und nicht an jedem Morgen in einem Büro/einer Werkstatt beginnt?

Solche Fragen zielen vor allem auf die ökonomische Seite von Literatur. Sie wollen die Schriftstellerin/den Schriftsteller zunächst einmal als Arbeiterin/Arbeiter verstehen, faktisch, sozial, ohne Überbau.

Vor kurzem ist dazu im Suhrkamp-Verlag eine grundlegende literatursoziologische Studie erschienen, die solche Facetten genau und einfallsreich untersucht. Alle, die sich für die Fragen interessieren, an die Alain Claude Sulzer erinnert hat, sollten sie lesen. Es lohnt sich sehr!

Carolin Amlinger: Schreiben. Eine Soziologie literarischer Arbeit (suhrkamp taschenbuch wissenschaft 2021)