Die Schriftstellerin Angelika Overath hat in der Insel-Bücherei einen sehr anregenden Band über Krautwelten veröffentlich, geradezu ideal für diese Jahreszeit!
Anregend?! Wieso? Anregend gleich in mehrfacher Hinsicht. Es geht um Kraut in allen nur denkbaren Facetten und Hinsichten. Natürlich erscheinen Krautrezepte (Krautsalat, Kimchi!, Sauerkraut, Kohlsuppe etc.), dann aber auch Hinweise und Erläuterungen über die Heilkräfte von Kraut (wie etwa Umschläge mit Kraut).
Besonders gefallen haben mir die Krautporträts (von Weißkraut, Spitzkraut, Rotkraut, Wirsing, Blumenkohl, Rosenkohl, Grünkohl etc.), die jeder Kohlsorte einen kleinen Teppich ausrollen und sie in ihrer Eigenart und besonderen Schönheit präsentieren und auftreten lassen.
Dann geht es in die Kunstabteilung und zu Gemälden, auf denen der Kohl nicht nur in all seiner Nützlichkeit, sondern auch in seiner ästhetischen Erscheinung gewürdigt wird. Zum Glück werden die Gemälde (Cotáns Stilleben mit Quitte, Kohl, Melone und Gurke von 1601 oder Aertsens Marktfrau mit Gemüsestand von 1567 oder die geradezu triumphalen Kohlpflanzen Segantinis von 1880) auch in Farbe abgebildet.
Daneben sind wir als Leserinnen und Leser mit Kraut auf hoher See, und während wir immer begeisterter Kraut essen und nochmal essen, erfahren wir, wie „Kraut und Liebe“ (ja, doch…) zusammengehören (es geht um Krautfilme, gebauschte Kohlblätter und Krautkleider aller Art…).
Angelika Overath erzählt im Vorwort, wie sie auf das Thema „Kohl“ gekommen ist. Am Anfang stand eine Wanderung im Oberengadin von Muottas Muragl (2453 m) hinauf zum Schafberg, wo sich die Segantini-Hütte befindet (2731m). Früher hat sie nach diesem Anstieg eine Schmerztablette genommen, jetzt würde sie es – den Heilkräften des Kohls sei Dank! – wohl auch ohne schaffen.
Was soll ich sagen und gestehen? Dass ich genau diesen Anstieg vor kurzem nicht geschafft, sondern aufgegeben habe, um mit der Seilbahn hinab ins Tal nach Sils-Maria zu Nietzsches anstiegsfreien Wanderwegen zu flüchten. Ach…