Der Verlag Klaus Wagenbach veröffentlicht seit einiger Zeit eine neue Reihe (Digitale Bildkulturen, hrsg. von Annekathrin Kohout und Wolfgang Ullrich), deren schmale, handliche Bände jeweils ein digitales Bildphänomen (wie etwa „Selfies“, „Screenshots“ oder „Gifs“) analysieren. Die Reihe „widmet sich den wichtigsten neuen Formen und Verwendungsweisen von Bildern und ordnet sie kulturgeschichtlich ein“ – so Kohout und Ullrich.
Gala Rebane hat den Band Emojis (Geschichte, Gegenwart und Zukunft einer digitalen Bilderschrift) geschrieben. Das hat mich beschäftigt, weil ich über die Entstehung dieser (ursprünglich aus japanischen Bildtraditionen stammenden) Zeichen wenig wusste.
Ich benutze Emojis in vielen meiner Mails gerne, habe jedoch beobachtet, dass ich es nur dann tue, wenn ich die Adressatinnen oder Adressaten gut kenne oder sogar mit ihnen befreundet bin. Emojis sind für mich also Zeichen, deren Verwendung eine gewisse Privatheit des textuellen Austauschs voraussetzt.
Ist diese Privatheit gegeben, fungieren sie als emotionale Stimmungsträger: sie schwächen ab, ironisieren, melden starke Euphorie oder leichten Kummer, drehen durch oder räuspern sich aus dem Abseits. Mit anderen Worten: Sie geben den eigenen Sätzen ein Bildkostüm, das die Einordnung dieser Sätze erleichtert und ihr Gewicht verständlicher macht.
Emojis zu benutzen, ist also für mich ein Hilfsmittel, um besser und vor allem nicht falsch verstanden zu werden, sie geben Sätzen bestimmte Noten. Ich verwende sie nicht so, wie ich Buchstaben verwende, sondern als begleitende Bilderschrift, die hier und da zum Akustischen tendiert. Dann erhält ein Satz einen Akzent, einen Ausruf oder einen Seufzer, und die Aneinanderreihung von Emojis ermöglicht die Erzählung einer kleinen Geschichte des Empfindens, sogar im Diminuendo.
Gala Rebanes Streifzug erhellt solche Operationen und macht Lust, mit Emojis immer virtuoser umzugehen.