Kurze Begegnung nach einem Gewitter

Die graue Gewitterfront füllt den Horizont, von einigen matten Blitzen durchzogen. Der letzte Regenschauer breitet sich duftend aus, und in der westlichen Ferne leuchten die ersten helleren Kontinente.

Genau der richtige Moment für den Aufbruch! Kein Mensch ist zu Fuß im Wald unterwegs, auch kein Radfahrer, als hielten sie sich zurück, unsicher, ob das Gewitter nicht noch ein weiteres Mal aufzieht.

Die Regentropfen zu beiden Seiten der Wege wie dünne Schleier, durch die bald die ersten Strahlen blitzen. Weltaufgangsstimmung! Der feuchte Boden zieht sich zusammen und ebnet den kleinen Gewässern schmale Pfade und Wege.

Da kommt mir der Waldmensch entgegen, mit bloßen Füßen und nacktem Oberkörper, nur mit einer schwarzen Turnhose bekleidet. Wir passieren einander, und ich überlege, ob ich ihm etwas zurufen soll, lasse es aber bleiben.

Einige Schritte weiter schaue ich mich nach ihm um. Er geht rasch, und ich ahne nicht, woher er kommt und wohin es ihn treibt.

Als ich ihm nachblicke, bleibt auch er plötzlich stehen und schaut, als hätte er meinen Blick zu spüren bekommen. Er hebt beide Arme und zuckt kurz mit den Schultern: Ich weiß ebenso wenig wie Du, scheint er sagen zu wollen.

Ich winke ihm zu, als wollte ich ihn verabschieden. Da nickt er und geht, laut mit sich selbst sprechend, noch schneller voran.