Die in Kiew geborene und heute in Berlin lebende Schriftstellerin Katja Petrowskaja hat sich einige Jahre lang in Fotografien vertieft, die sie in Ausstellungen, Zeitschriften oder Zeitungen eher zufällig entdeckt hat. Darüber hat sie kurze Kolumnen geschrieben, die zunächst in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung erschienen und jetzt in einem Band der Bibliothek Suhrkamp gesammelt sind.
Die Kolumnen sind keine bloßen Beschreibungen dessen, was zu sehen ist, sondern Geschichten, die davon erzählen, wie das jeweilige Foto näher und näher rückt. Es tritt aus dem Strom der sonst noch gesehenen, flüchtigen Bilder heraus, der Blick fixiert es lange und stellt eine innere Verbindung her.
Katja Petrowskaja erzählt also davon, wie das Foto zu einem Teil ihres Lebens wird, wie es seine anfängliche Fremdheit verliert und seine Fühler nach dem Seelenleben der Betrachterin ausstreckt.
Die Wirkung ihrer Texte auf eine Leserin/einen Leser ist enorm: Man sehnt sich danach, auch für sich selbst, im eigenen Rahmen, solche Fotos „zu entwickeln“, man erlebt Fotos genauer und hält in seinen Lektüren und Blicken immer wieder inne: Halt?! Schaut dieses Foto mich an?! Aber warum – und was schaut da genau?!
Ein Buch für Wahrnehmungsfetischisten, die nach Worten suchen und präzises Schreiben lieben!
- Katja Petrowskaja: Das Foto schaute mich an. Kolumnen. Suhrkamp Verlag 2022