(Am 8. August 2022 auch als Kolumne im „Kölner Stadt-Anzeiger“, S.4)
Die Bundesliga-Saison hat begonnen! Gerade noch rechtzeitig hat die DFB GmbH & Co. KG beschlossen, den Marketingslogan „Die Mannschaft“ aufzugeben. 2015 war er nach dem Gewinn der WM in Brasilien als triumphale Botschaft an die Welt erfunden und bereits 2018 nach dem schlechtesten Länderspieljahr aller Zeiten nur noch in halber Lautstärke gemurmelt worden.
Damals hatte auch die Besinnung auf traditionelle Wertbegriffe wieder eingesetzt. „Die Truppe“ wurde aus naheliegenden Gründen rasch verworfen, und „Die Elf“ als zu altmodisch empfunden, zumal zu jeder Elf heutzutage ja viel mehr als elf Spieler gehören. Letztlich hat aber erst das begeisternde Abschneiden des Frauenteams bei der diesjährigen EM zu tieferem Nachdenken geführt.
Durfte man sich wirklich noch „Die Mannschaft“ nennen, wenn die viel erfolgreicheren Fußballfrauen keinen Marketingnamen beanspruchten, sondern sogar ohne bestimmten Artikel schlicht als „Ein Team“ auftraten? Gut informierten Kreisen zufolge war es in der Spitzenriege des DFB, die gerne auch als „Die Seilschaft“ bezeichnet wird, zu linguistischen Debatten darüber gekommen, wie man in Zukunft „dezenter und zurückhaltender“ auftreten könnte.
Das wird hoffentlich auch einen Einfluss auf die Formulierung des nächsten Turnierslogans für die Winter-WM 2022 in Katar haben. Schaurig in Erinnerung sind noch vom früheren Hauptsponsor Mercedes inspirierte Slogans wie „Bereit wie nie“ (2014) oder – noch schlimmer – „Best neVer rest“, was 2018 nur die unter 18jährigen verstanden („Best never rest“ – „Beste ruhen nie“). Schon damals hatten die Sportpsychologen des DFB lautstark darauf hingewiesen, dass Ruhepausen genauso wichtig seien wie Powerphasen und beides in einem ausgewogenen Verhältnis stehen müsse. Dem war auch die Nationalelf 2018 ergeben gefolgt und hatte eine Jogi-Löw-Entspannungs-WM eingelegt, mit frühzeitigem Ausscheiden und reichlich Urlaub danach.
Seit 2019 ist nun nicht mehr Mercedes, sondern VW der Hauptsponsor des DFB, was sich die Chefs in Wolfsburg 30 Millionen Euro haben kosten lassen. Insider haben erfahren, dass der neue Sponsor, wie es heißt, „den gesamten Fußball von der Spitze bis zur Basis im Blick habe“. Das können und wollen wir hoffen, bitten aber erneut wieder um eine linguistische Korrektur: „Von der Basis bis zur Spitze“ sollte es heißen. VW hat außerdem bekannt gegeben, dass ein Ziel der Kooperation darin bestehe, „Volkssport und Volkswagen als Partner im Geiste“ darzustellen.
Das ist unerwartet fein gesagt, zumal „der Geist“ endlich auch einmal eine Rolle spielen darf. Schon war zu hören, dass „Wir sind ein Volk“ als Turnierslogan im Gespräch ist, jedoch als zu dürftig eingeschätzt wird. „Volk und Geist, im Teamsport vereint“ könnte in aller Welt als historische Korrektur völkischer Verirrungen verstanden werden und erscheint insofern momentan als naheliegende Lösung für einen guten Slogan. Nicht gleich wieder triumphal, sondern im Sinne des alten „Teamgeistes“, der inzwischen eine erkennbar weibliche Note hat.