Ich bin jetzt mit Ré Soupault unterwegs. Sie hat am Bauhaus in Weimar studiert und besaß später in Paris ein Modeatelier. Sie erfand Kleider, die durch wenige Veränderungen und Accessoires von einfachen Alltagskleidern in elegante Abendkleider verwandelt werden konnten.
Als Fotografin und Reporterin lebte sie in Tunesien und Algerien.
In Avignon hatte sie sich im Mai 1951 ein Vélosolex (ein Fahrrad mit Motor) und wenig später in Grenoble zwei Radtaschen und einen Regenumhang gekauft.
Von Basel brach sie am 8. September 1951, kurz bevor sie fünfzig Jahre alt wurde, zu einer Reise durch Süddeutschland auf. Dabei hatte sie eine Olivetti Lettera 22, eine elegante Reiseschreibmaschine.
Ich bin jetzt mit ihr unterwegs. Am 8. September 1951, wenige Monate vor meiner Geburt, beginnt sie ihr Reisetagebuch: „Schlechtes Reisewetter. Bewölkt…“
Im späten September 1951 wohnt sie in der Stuttgarter Pension Walter (Uhlandstraße 16A): „Ging später über die Höhen der Stadt. Überall Verwüstung.“
In der Uhlandstraße war ich unzählige Male unterwegs. Sie stößt auf die Urbanstraße, wo sich die Württembergische Landesbibliothek befindet.
Am 25. September 1951 schreibt sie: „Gestern in der kleinen Mansardenwohnung, inmitten von Wäldern auf dem Hügel von Botnang gelegen, mit dem Blick auf Stuttgart, bei Edith Heerdegen zu Mittag.“
Ré Soupault war zu Gast, am 27. September 1951 fuhr sie weiter, über Günzburg, Ulm und Augsburg nach München.
(Ré Soupault: Überall Verwüstung. Abends Kino. Reisetagebuch 8.9.1951-15.10.1951. Hrsg. von Manfred Metzner. Verlag Das Wunderhorn)
Ein schönes Wochenende wünscht Hanns-Josef Ortheil