Heute, Samstag, 22.10.2022, beginnt das Buchmessen-Wochenende. Noch zwei Tage haben die Leserinnen und Leser Zeit, die Stände der Verlage, die Bauten der großen Hallen und die Performances aller Beteiligten zu sehen und zu erleben.
Die Frankfurter Buchmesse ist keine Trampelpfadarena für Menschen, die einzelne Bücher in die Hand nehmen und versonnen darin blättern. Das können sie besser und animierter in guten Buchhandlungen tun. Während der Buchmesse sollten die Leserinnen und Leser eher das Gespräch mit den Verlagsmenschen suchen. Also rein in die Stände und Kojen: Guten Tag, ich heiße Bella – und wie heißen Sie und was genau machen Sie hier und was im Verlag?
Die Verlagsmenschen freuen sich darauf, angesprochen zu werden. Sie haben viele Tage langweiliger interner Gespräche hinter sich. Was erwarten sie vom Wochenende? Die Neugier des Publikums, sein Interesse, ausgefallene Fragen, gute Unterhaltungen. Laden Sie doch ruhig einmal eine Lektorin, einen Hersteller oder die Assistentin der Presseabteilung zu einem Kaffee/einem Tee/einem Glas XY ein.
Solche Einladungen könnten ungewohnten Schwung in die Szenen bringen. Vielleicht ergeben sich sogar Meetings am Samstagabend, in der Stadt. Sonntagfrüh schläft man ein paar wenige Stunden, und danach hört und sieht man um 10.45 Uhr in der ARD die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an den ukrainischen Schriftsteller Serhij Zhadan.
Dessen neues Buch Himmel über Charkiw. Nachrichten vom Überleben im Krieg ist gerade im Suhrkamp-Verlag (aus dem Ukrainischen von Juri Durkot, Sabine Stöhr und Claudia Dathe) erschienen.
Beide Titel stimmen genau: Es geht um Charkiw, die Stadt, in der Serhij Zhadan den Beginn des Ukraine-Krieges erlebt hat. Seine ersten Nachrichten sind vom 24. Februar 2022, 15.05 Uhr – und die Schlussbemerkung (S.226) lautet: „Bei Drucklegung der Übersetzung am 24. August 2022 wird Charkiw wieder heftig beschossen. Der Autor bleibt in der Stadt und setzt seine täglichen Eintragungen auf Facebook fort.“