Die Erfindung der Eleganz

Seit dem frühen 17. Jahrhundert gibt es in Paris die ersten Salons, die eine neue Gesprächs- und Lebenskultur begründen. Dafür entstehen eigene Räume und Umgangsformen, die den endgültigen Abschied von den Traditionen hierarchisch organisierter Gesellschaften einleiten.

„Bildung“ ist nicht mehr eine Sache des Wissens und der Überlieferung, sondern akzentuiert sich mehrsprachig, momentan und als flexibles Mixtum von aktuellen Themen, die Frauen wie Männer in gleichem Maße im Blick auf das Gegenüber gestalten.

Das Ideal dieses neuen, Europa bald prägenden Zeitgeistes ist Eleganz, die virtuose Beherrschung des eigenen, unverwechselbaren Ausdrucks und die Zurschaustellung dieser Eleganz durch die raffinierten Künste der Mode.

Trainiert werden solche Formen der Galanterie an den absolutistischen Höfen, bevor sie in späteren Jahrhunderten auch Eingang in die bürgerlichen Welten finden.

Kersten Knipp hat die Verzweigungen dieser bedeutenden Renaissance des alten Europa in fünfzehn Kapiteln beschrieben, die sich den zentralen Figuren des elementaren Wandels widmen. Ein Buch, das uns die Verkrampftheit der Gegenwart kontrastierend vor Augen führt und Ideale umkreist, die besonders Frankreich und Italien bis heute in ihren besten Statthaltern kultivieren.

  • Kersten Knipp: Die Erfindung der Eleganz. Europa im 17. Jahrhundert und die Kunst des geselligen Lebens. Reclam 2022