Mit der in Mainz lebenden Künstlerin Lore Bert bin ich seit Jahrzehnten befreundet und habe während dieses langen Zeitraums ihre Arbeiten aufmerksam verfolgt.
Gerade ist nun ein sehr schönes Buch, herausgegeben von ihrer Tochter, Dorothea van der Koelen, erschienen, das Zeichnungen von Sakralbauten dokumentiert (Lore Bert. Sakralbauten 1998-2022. Chorus Verlag).
Ein Vierteljahrhundert lang hat die Künstlerin nämlich Sakralbauten, deren Raumerlebnisse sie besonders beeindruckten, durch die Zeichnung von Grundrissen eingefangen. Hier und da greifen in die meist schwarzen Linienführungen farbliche Akzente (gold, silbern) ein und verleihen den strengen Ordnungen fiktive Noten.
Begleitet werden diese Zeichnungen, die etwas Ornamentales, aber auch Erzählendes haben, durch Fotografien der Bauten.
1998 hatten Moscheen im arabischen Raum den ersten Anstoß für diese Werke gegeben, dann kamen venezianische Bauten sowie mexikanische, sizilianische und bayerische Kirchen hinzu, bevor sich Lore Berts Interesse auf die Kaiserdome von Mainz, Worms und Speyer verlagerte.
Viele dieser Bauten habe ich selbst gesehen und erlebt, besonders gefreut habe ich mich über die Grundrisse romanischer Kirchen in meiner Geburtsstadt Köln, die mir seit Kindertagen vertraut sind.
Die Wirkung der Zeichnungen ist hoch interessant: Das Auge erfasst den Zusammenklang der baulichen Details und sendet diesen Gesamteindruck gleichsam nach innen, in eine seelische Basis, die sich auf den Spaziergang durch die Bauten macht.
Auf schlichte und doch raffinierte Weise entstehen die Räume so vor dem inneren Auge als konkrete, historische Bauten, aber auch als Erzählräume, die eine Geschichte ausbreiten: Es ist die eines Gangs, der sich die baulichen Details einverleibt.
Was für eine schöne Idee – und was für ein Erlebnis!