Als Kölner bin ich während der Fassenacht meist nach Kölle gefahren, um dort ein paar schöne Tage mit meinen Freundinnen und Freunden zu verbringen. Dieses Jahr will mir das nicht gelingen, die brutalen und sinnlosen Zerstörungen in der Kirche meines westerwäldischen Heimatortes lassen das nicht zu.
Seit den Kindertagen kenne ich jedes Detail im großen Innenraum dieser Kirche, und die Entstehungsgeschichte der Deckenfresken von Peter Hecker (1884-1971) nimmt in meinem Roman Hecke (vor vierzig Jahren erschienen!) eine bedeutende Rolle ein.
Minutiös habe ich diese Geschichte einmal recherchiert, denn viele ältere Augenzeugen hatten mir erzählt, wie Peter Hecker in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts diese (auch Zeitgeschichte darstellenden) Fresken entwarf und gestaltete. Porträts der eigenen, nächsten Familienmitglieder erhielten in Heckers Arbeiten einen Raum und eine Geschichte, jetzt sind sie zerstört und nicht mehr zu erkennen.
Inzwischen war auch die Konservatorin des Erzbistums Köln, Dr. Anna Pawlik, in Wissen und machte sich ein erstes Bild von den Verwüstungen. Der barocke Hochaltar sei verloren, sagt sie. Jene Fresken Heckers, die sich hinter dem Altar befanden, könne man vielleicht rekonstruieren, obwohl der Putz von den Wänden gebröckelt sei. Eine Rekonstruktion sei dann aber nicht mehr „ein Kunstwerk von Peter Hecker“, sondern eben bloß eine Rekonstruktion.
Einen solchen „Totalverlust“ habe sie noch nie erlebt, sagt Frau Dr. Pawlik, schließlich hätten die Deckenfresken und der Altar eine Einheit und ein „theologisches Gesamtkonzept“ gebildet. Weitere Sachverständige sind nun auf dem Weg nach Wissen, der Schaden geht in Millionenhöhe.