Was der Kunsthistoriker Andreas Beyer in seinem neuen Buch vorhat, deutet er in Titel und Untertitel an. Er befragt die Biographien von Künstlern seit der Renaissance auf Texte und Zeichen, die mit dem Leib und der Leiblichkeit verbunden sind.
In vielen dieser Signaturen kommt etwas lange nicht so deutlich Gesehenes zum Vorschein: ein spezieller „Eigensinn“ und Wille, das eigene Dasein ins Zentrum eines szenischen Theaters zu stellen, das auf die entstehenden Werke starken Einfluss nimmt.
So schlagen jene Daseinsimpulse, die oft mit Lust ausgelebt werden, um in Akte „kreativer Potenz“, die in den Kunstwerken Spiegelungen hinterlassen.
Beyer eröffnet mit diesem grundlegenden Buch neue Perspektiven auf die Kunstgeschichte – sie ist keine abstrakte Epochenschau mehr, sondern eine Präsentationsfolge von oft exaltierten und lebenshungrigen Darstellern, die Szenen des Eigenlebens nicht nur virtuos entwerfen, sondern auch in ihren Werken thematisieren.
Autobiografisches wird zu Kunst – und Kunst erweitert wiederum die Motive des Autobiografischen.
Ein packendes Lesevergnügen!
- Andreas Beyer: Künstler, Leib und Eigensinn. Die verdrängte Signatur des Lebens in der Kunst. Wagenbach 2022