Es hört nicht mehr auf zu regnen, und meist ist es dieser leichte Regen, ein regelmäßiges Sprühen, das mir schon als Kind so sehr gefallen hat. In heißen, sonnigen Zonen wurde genau dieser Regen oft sehnsüchtig erwartet, kennengelernt habe ich ihn aber vor allem in Köln und Wuppertal, Städten, die dafür geradezu geschaffen waren.
In Köln kreiste man, vom Regen leicht benommen, durch die Straßen, in dem Empfinden, der Dom habe seine Flügel über der Stadt ausgebreitet, um sie zu säubern. Und in Wuppertal stakte man aus dem Tal der Wupper über schmale Treppchen zu den Höhen und schaute dann herab auf die Schwebebahn, die helle Schneisen durch die Schauer bahnte.
Der leichte, anhaltende Regen ist ein Spaziergänger-Regen, für den es keine Regenschirme braucht. Im Gegenteil, Regenschirme zu tragen, wäre verfehlt, weil man von dem wohltuenden Befingern und Massieren des Kopfes nichts mitbekäme.
Es genügt, manchmal ein paar Minuten im Trockenen zu verweilen und den Kopf ein wenig zu schütteln. Man streift mit einer Hand über den Haarschopf, das reicht, danach geht man zurück ins Freie und lässt den Regen gewähren, der sich niemals einnistet, sondern immerzu an der Oberfläche von Haut und Haaren bleibt.
Ich habe den Regen als Schulbub besonders gemocht. Nach dem Verlassen der Schule ging ich viel langsamer als sonst nach Hause und legte den Schulweg so zögerlich zurück, als müsste mich der Regen voran schieben. Unterwegs bekam ich meist immer dasselbe zu hören: „Aber Junge, Du wirst ja ganz nass!“
Man glaubte, ich wäre ich dem Regen ausgesetzt, dabei empfand ich es anders. Ich fühlte mich mit dem Regen verbunden, als entzöge er mich der sonstigen, alles beherrschenden Aufmerksamkeit, die Menschen dazu brachte, immerzu etwas von mir zu wollen. Mitten im leichten Regen war ich von alldem befreit, ein Regenkind, im geheimen Bündnis mit den Atmosphären.
Kam ich schließlich nach Hause, holte die Mutter ein Handtuch, das sie wie einen Turban um meinen Kopf schlang. Ich bekam ein Glas Tee und saß auf der Couch, der Kopf kam zur Ruhe, und ich lauschte darauf, was der leichte Regen geflüstert hatte.