Ich habe Lesungen, in deren Verlauf ich als Vorleser meiner eigenen Werke aufgetreten bin, nie für ideal gehalten. Vermisst habe ich vor allem Musik, in welcher Form auch immer.
In meinen Kindertagen bin ich noch als Klavierspieler aufgetreten, das hat mir gefallen, obwohl in solchen Fällen nun wiederum der Klang der Worte fehlte.
Später habe ich mir Gedanken gemacht, wie Worte und Klänge miteinander in Kontakt gebracht werden könnten. Oft habe ich aus meinen Texten gelesen und Musik eingeblendet. Das war nicht schlecht, reichte mir aber nicht.
Eine Zeitlang dachte ich auch daran, Texte und Klavierspiel so miteinander zu verbinden, dass ich beides tun würde: Lesen und Klavierspielen. Eine Erkrankung in späten Jahren hat das verhindert, ich kann beides nicht mehr zugleich an einem einzigen Abend.
Jetzt aber brachte eine Veranstaltung in Paderborn eine Lösung, die ich nie so erahnt und angedacht hätte. Ich hatte eine Erzählung in mehreren Teilen geschrieben, und die Pianistin Olga Scheps hatte während ihrer Entstehung auf jedes Erzählsegment mit Musik aus ihrem Repertoire reagiert.
Die geniale Idee und das Konzept waren Einfälle der Festivalleitung (Traudl Bünger und Tilman Strasser). Sie ließen sich auf das Experiment ein. Zur Eröffnung des Literaturfestivals Wege durchs Land wurden Texte und Musik am vergangenen Samstag in der Kaiserpfalz von Paderborn aufgeführt.
Was für ein Abend! Literatur und Musik in engem Kontakt, sich gegenseitig befragend, umkreisend und beschwörend! Zur großen Freude all derer, die an diesem Abend dabei waren!
Ich danke allen, die daran beteiligt waren, es war eine einzigartige, starke Erfahrung, die vielleicht in diesem Jahr noch einmal an einem anderen Ort wiederholt wird. Hoffen wir mal!