Vierzig Tage sind seit Ostern vergangen, und die Jünger waren viel unterwegs, in Gesprächen darüber, was sie erlebt und was andere ihnen erzählt hatten.
Die nachösterliche Zeit war eine der Skepsis, der Vermutungen und des leicht ins Schwanken geratenden Glaubens. Was und wem glauben?
Einige nahmen an, dass der Herr für immer verschwunden sei, nicht auffindbar. Andere dachten, er habe sich der Welt entzogen und befinde sich in einem fernen Raum, für dessen Vorstellung keine bekannten Bilder taugten. Und wiederum andere malten sich seine Entfernung konkreter aus: in Form einer Himmelfahrt.
Diese dritte Variante des schwankenden Glaubens nannte man eine Vision, die später viele Visionärinnen und Visionäre dazu verführte, von ihr in Texten und Tönen so zu sprechen, als wären sie bei diesem Ereignis nicht nur dabei gewesen, sondern gleichsam noch immer dabei.
Heute feiern die immer noch Gläubigen das Fest Christi Himmelfahrt. Texte und Lieder der heiligen Hildegard von Bingen (1098-1179) begleiten das Fest.
Und die Kölner Pianistin Marie-Luise Hinrichs spielt einige, von ihr selbst bearbeitet, auf einer neuen CD, die nicht anders heißen konnte als Visions (Raumklang Harmonia Mundi).