Wolfgang-Uwe Friedrich ist verstorben

Im Alter von 70 Jahren ist der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang-Uwe Friedrich am 16.Juni 2023 in Hannover verstorben.

Beinahe zwei Jahrzehnte (von 2002 bis 2020) war er Präsident der Universität Hildesheim und in dieser Funktion einer der großen Mit-Initiatoren der Studiengänge für Kreatives Schreiben und des Instituts für Literarisches Schreiben und Literaturwissenschaft, dessen Gründungsdirektor ich 2008 wurde.

Ohne ihn hätte es die Hildesheimer Literaturschule junger Autorinnen und Autoren, die seither viel Furore macht, nicht gegeben.

Morgen, am 30.06.2023, nimmt die Universität Hildesheim im Rahmen einer Trauerfeier in der St. Michaeliskirche ab 18 Uhr Abschied von ihrem früheren Präsidenten, der diese Hochschule mit großem Einsatz gestaltet und geprägt hat.

Im Kondolenzbuch der Universität habe ich einen Text veröffentlicht:

Als ich davon erfuhr, dass Wolfgang-Uwe Friedrich gestorben war, hatte ich das Gefühl, einen guten Freund verloren zu haben. Dabei waren wir im üblichen Sinn nicht miteinander befreundet, wohl aber freundschaftlich miteinander verbunden.

Das zeigte sich vor allem während der vielen Begegnungen und Gespräche in seinem Amtszimmer, meist unter vier Augen, wenn ein bestimmtes universitäres Problem rasch gelöst werden musste. Meist hatte er zu Beginn schon einige Lösungsvorschläge bereit, so dass die Unterhaltung nicht allzu lang dauerte und eine finale Entscheidung sich abzeichnete.

Mit unvergleichlicher Nonchalance und Eleganz konnte er ein Problem wie ein Staubkorn vom Tisch wischen und danach lächelnd sagen: „In Ordnung, widmen wir uns jetzt lieber den schönen Dingen!“ Dann erkundigte er sich nach den neusten Texten und Büchern der Studierenden unseres Literaturinstituts, das er mit Begeisterung und Freude von einem Entwicklungsschritt zum nächsten begleitete.

Gespräche über Literatur bedeuteten ihm viel, und wenn sie in Gespräche über die Kulturen südlicher Länder mündeten, wirkte er wie beflügelt. In all den Begegnungen verstand er es, die Amtsperson klein zu halten, und sie doch, wenn es denn nötig war, wegführend und umsichtig erscheinen zu lassen.

Er betrachtete seine Hildesheimer Universität wie eine Vision, an der er unentwegt arbeitete, über deren Eigen- und Besonderheiten er sich aber auch gekonnt amüsieren konnte. In meinen Augen war er nicht nur das Ideal eines Präsidenten, sondern eine schillernde literarische Figur, als spielte ein starker Teil seines Lebens in den Szenen der großen russischen Romane, die er so liebte.

Das Literaturinstitut unserer Universität hat mit ihm einen seiner entschlossenen Wegbereiter, Förderer und Enthusiasten verloren, ich trauere um ihn und richte seiner Frau und seiner Familie mein Beileid aus.