In einem Gespräch mit Sylvia Staude, das die FR veröffentlicht hat, spricht Donna Leon (ohne das zu beabsichtigen) wie eine umsichtige Lehrerin des „Creative Writing“ (und nicht des „Kreativen Schreibens“ – da gibt es große Unterschiede!).
So erläutert sie im ersten Schritt, welche konzeptionellen Überlegungen dem Schreiben ihrer Brunetti-Romane vorausgingen: welche Dramaturgie der Figuren, welche Erzählform? Sie erläutert das formelhafte der Strategien beim Schreiben eines Kriminalromans – im Gegensatz zum Schreiben von Romanen, für die man „eine Bühne“ entwerfen müsse.
Im zweiten Schritt entwirft sie ihre Hauptfigur: warum ein Mann, warum Brunetti, in welchem Umfeld agiert er, was kann man mit dieser Figur zeigen, was nicht?
Und im dritten und vierten Schritt spricht sie über die Aufnahme ihrer Bücher, die Leserinnen und Leser, den Verlag, das deutsche Publikum, bis sie mit einer Leseempfehlung endet: David Copperfield von Charles Dickens. Diesen wunderbaren Roman habe sie lange nicht mehr gelesen, jetzt lese sie ihn wieder, mit großer Begeisterung.
Nach der Lektüre dieses interessanten Gesprächs, in dem sich eine Schriftstellerin klug, einleuchtend und nachvollziehbar zu Dramaturgien des Schreibens äußert, habe auch ich wieder begonnen, den David Copperfield zu lesen (ich werde berichten).
Und ich habe mich an meine Hommage für die Donna Leon-Filme der ARD erinnert, über die Donna Leon leider nicht spricht. (Man findet die Erzählung Brunetti winkte auf den Seiten 135-145 der Kunstmomente.)
Hier geht es zum Gespräch: