In den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts habe ich einige Zeit in Paris gelebt, auch, um mein Französisch zu verbessern. Die Familie Ortheil hatte französische Wurzeln, ein nachforschendes Mitglied der Großfamilie hatte das herausgefunden. Der Name Ortheil entstand wohl aus dem französischen Orteil – und Orteil bedeutete: Der Zeh.
Später bin ich oft in Paris gewesen, hatte französische Freundinnen und Freunde und sehnte mich nach den Pariser Bistros, in denen man einen guten Schluck Wein und kleine Gerichte erhielt.
In Erinnerung an diese Aufenthalte habe ich später in Köln häufig das Restaurant Le Moissonnier besucht, das Liliane und Vincent Moissonnier 36 Jahre geführt und zu einem Zwei-Sterne-Restaurant höchster Qualität machten. Ich ging dorthin aber nicht, um in einem Nobelrestaurant zu essen, sondern um eine Weile in einem wunderschönen, intimen Raum zu sitzen, der ganz und gar französisch war. In meinem Vorwort zu Der Käse kommt vor dem Dessert habe ich über diese Atmosphären und ihre kulturellen Hintergründe geschrieben.
Nun haben Liliane und Vincent nach der Schließung ihres Restaurants im Juni Anfang September das Bistro Le Moissonnier eröffnet. Ich habe es inzwischen besucht und war sehr erleichtert, als ich die mir vertrauten Räume fast unverändert wiederfand. Statt der weißen Tischdecken gab es jetzt zwar nur einfache, glatt polierte Holztische. Gerade sie brachten den Bistroflair aber verstärkt in die schöne Stube, in der jetzt fünfzig offene Weine und Bistrogerichte (einschließlich einer Plat du Jour) angeboten werden:
https://www.lemoissonnier.de/Le-Moissonnier-Bistro/
Meine Begeisterung hält also an, und ich freue mich schon jetzt darauf, dieses Pariser Bistro immer wieder zu besuchen, zumal mir Vincent einen Stammplatz nahe dem Fenster in Aussicht gestellt hat, wo ich…, ja was?… – wo „Sie in Ruhe schreiben können“ (Vincent Moissonnier).
Vielleicht, liebe Leserinnen und Leser dieses Blogs, begegnen wir uns dort einmal, um ein Glas zusammen zu trinken. (Als ich das Bistro besuchte, begegneten mir bereits einige von ihnen und kamen an meinen Tisch…)