Auf Lesereise

Der IC in den Norden führt einige Wagen Erster Klasse, die jedoch nicht zugänglich sind. Die Türen sind verschlossen, die Wagen unbeheizt. „Leider sind die Wagen Erster Klasse defekt“, sagt der Zugschaffner, „es tut uns leid, aber wir können nichts dafür. Man hat auch uns mit diesen Unannehmlichkeiten überrascht.“

Der Unmut unter den Reisenden ist groß, viele haben Sitzplätze in der Ersten Klasse reserviert und erhalten jetzt nicht einmal einen Platz in der Zweiten, da sich ganze Scharen durch den Zug auf den Weg gemacht haben, die letzten freien Plätze zu belegen.

Eine kurzfristige Ausweichmöglichkeit im Restaurant oder im Bistro gibt es nicht, denn auch Restaurant/Bistro sind nicht benutzbar, sondern defekt, die Mitarbeiter steigen am nächsten Bahnhof aus, da sie nichts zu tun haben.

Der Zug insgesamt ist die Fahrt in den Norden längst leid. Die Zugbegleitung verkündet, dass sie sich die teilweise harten Beschimpfungen durch die Fahrgäste nicht mehr anhören mag: „Wir sind nicht schuld, beschweren Sie sich bitte per Mail beim Vorstand der DB!“

Die während der Fahrt stehenden oder frierenden Fahrgäste wollen das freundliche Angebot nicht annehmen, sondern rumoren weiter. Das wird der Zugbegleitung bald zu viel, so dass sie verkündet, dass der Zug in den Norden ab sofort nur noch den Zielbahnhof anfährt und die nächsten vier Haltestellen ausfallen. „Das können Sie doch nicht einfach so machen!“ rufen die Fahrgäste und erhalten die lakonische Antwort: „Und ob!“

Der Zug in den Norden fährt, pünktlicher denn je, den Zielbahnhof an, erreicht ihn allerdings nicht. Auf einem nahen Bahnübergang gab es den Zusammenstoß eines Automobils mit einem anderen Zug, deshalb hält der Zug in den Norden diesmal eine Station vor dem Zielbahnhof, wo er die überreizten Fahrgäste ausspuckt und ihnen damit droht, auf der Rückfahrt erneut mehrere geschlossene Wagen zum Einsatz zu bringen.