In Ihrem Buch Farbe bekennen. Alte Bilder, neue Zeiten (Insel Bücherei Nr. 1528) bringt die Kunsthistorikerin Kia Vahland ältere und meist recht bekannte Bilder mit Themen und Atmosphären unserer Gegenwart in Verbindung.
In ihrem Vorwort beschreibt sie ihr Vorgehen, das in einer Suche nach Bildgeschichten besteht: „Begreifen kann man Gemälde am besten, wenn man ihre Geschichten kennt, um die Umstände ihrer Entstehung weiß und die Absichten der Malerinnen und Maler.“ (S.10)
Aus solchen Bilderzählungen besteht das eine Moment ihres Buches, der andere besteht aus Assoziationen zu gesellschaftlichen Entwicklungen, wie sie seit Anfang der 2020er Jahre zu erkennen sind: „So handelt dieser Band auch von den Geschichten unserer Zeit: von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine, den sozialen Folgen der Corona-Krise, von aktuellen Emanzipationskämpfen, dem Medienwandel, den rasanten Veränderungen der frühen 2020er Jahre.“ (S.11)
Jeder Text eröffnet zunächst ein gegenwärtiges Tableau – und hält ihm dann das ältere Gemälde entgegen, dessen Motive plötzlich zweifach leuchten: Bezogen auf eine Bildtradition, bezogen aber auch auf unser jetziges Sprechen und Denken.
Jan Vermeers „Straße in Delft“, Tizians Porträt der Isabella d´Este, Giorgiones „Junger Mann“ oder Lotte Lasersteins „Abend über Potsdam“ – all diese Gemälde werden tief in den Sud unserer Debatten eingetaucht, wodurch das Buch sich zu einem interessanten und anregenden Versuch entwickelt, das Flanieren durch Museen und Gemäldegalerien anders zu erleben und zu gestalten.