Während des Unterrichts in Literarischem Schreiben an der Universität Hildesheim empfand ich es immer als wichtig, den Studierenden möglichst viele passende Begleitlektüren neuster und älterer Literatur zu empfehlen. Intensives Lesen ist eine Ur-Bedingung für intensives Schreiben.
Die Lektüren ließen sich nach ihren Hintergründen unterscheiden. Manche waren geeignet, Erkenntnisse über den aktuellen Stand des Schreibens dadurch zu gewinnen, dass man zum Beispiel die Poetik eines Romans entschlüsselt und sich fragt, wie man sie auf das eigene Schreiben beziehen kann. Nicht als Vorbild, sondern im Charakter einer „Anlehnung“. Kreativität zeigt sich genau dann, welche solche Aneignungen gelingen und verblüffen.
Manche Lektüren waren aber so einschneidend, dass die jeweiligen Texte längerfristig nachwirkten. Solche Bücher waren Bausteine der privaten Hausbibliothek, nicht mehr fortzudenken, immer präsent. Man könnte sie als „Bücher des Lebens“ bezeichnen.
Auch hier lassen sich zwei Kategorien unterscheiden: 1) Bücher, die ein zentrales Erlebnis- oder Daseinsmoment des eigenen Lebens aktualisieren – oder 2) Bücher, die einem so viel Neues zu denken geben, dass man aus ihnen Erkenntnisse oder Fantasien über „das Leben schlechthin“ gewinnt.
In der ARTE Mediathek ist momentan eine Serie mit dem Titel „Das Buch meines Lebens“ abrufbar:
https://www.arte.tv/de/videos/RC-023040/das-buch-meines-lebens/
Die Schriftstellerin und Journalistin Jagoda Marinić unterhält sich mit einer Autorin oder einem Autor, die von solch starken Lektüreerlebnissen erzählen. Sehr empfehlenswert!
Sollten auch Sie, liebe Leserinnen und Leser dieses Blogs, ein solches Buch des Lebens haben, mailen Sie mir doch bitte Näheres! Ich freue mich auf Ihre Rückmeldungen!
(Wie immer an: ortheil.hannsjosef@gmail.com)