Am 31. Januar 2024, dem diesjährigen Holocaust-Gedenktag, hat der Sportjournalist Marcel Reif in einer Gedenkstunde vor dem Deutschen Bundestag während einer ergreifenden Rede seinen Vater zitiert, der ihm drei Worte mit auf den Lebensweg gegeben habe: „Drei Worte nur in dem warmen Jiddisch, das ich so vermisse: ‚Sej a Mensch!‘ – ‚Sei ein Mensch!‘“
Daran dachte ich, als ich Sarah Bakewell auf ihrer Spurensuche nach den Quellen und Wurzeln des Humanismus folgte. Deren Leitmotiv ist die Suche nach den besonderen Qualitäten des Mensch-Seins, die von der britischen Autorin im zweiten Untertitel inhaltlich und historisch abgesteckt wird: „Freies Denken, Neugierde und Glück von der Renaissance bis heute“.
Ein großer philosophischer Bogen also durch die letzten Jahrhunderte, entfaltet als eine Philosophie der Freiheit, des Forschens und der Glückssuche.
Sarah Bakewell gelingt es, davon nicht nur zu berichten, sondern auch so zu erzählen, dass die zentralen Protagonisten dieses Fragens lebendig werden. Man erfährt viel über die biografischen Hintergründe dieser emphatisch für alles Konkret-Irdische eintretenden Menschen, deren Sprachen in der Gegenwart notwendiger denn je gegen Ideologien und Plattdenker in Stellung gebracht werden sollten.
- Sarah Bakewell: Wie man Mensch wird. Auf den Spuren der Humanisten. Aus dem Englischen von Rita Seuß. C.H.Beck