Nein, dieses Buch ist nicht die schlecht gelaunte Stilkunde eines Besserwissers, der jeder schrägen Formulierung hinterherjagt! Es ist vielmehr eine Art Flanerie, also ein lockerer, unangestrengter Spaziergang mit Seitenblicken auf überraschende Textstellen anerkannter, großer Autoren.
Überraschend sind sie, weil auch Thomas Mann, Rainer Maria Rilke oder Gottfried Keller gleichsam „im Eifer des Gefechts“ Übertreibungen oder Unbeholfenheiten passierten, die durch eine Überdosis kreativer Anspannung entstehen.
Solche Stellen wie Kostbarkeiten zu präsentieren, gelingt Stefan aus dem Siepen dadurch, dass er sie (es sind meist längere) ungekürzt zitiert und sein Leservolk staunen und sich fragen lässt: Was ist da gerade los? Welcher Furor hat die Verfasserin oder den Verfasser geritten?
Und: Wie könnte man die Heißluft rauslassen? Und welche kleinen Änderungen würden bereits genügen, um wieder in ein entspannteres Fahrwasser zu kommen?
Das wird in neunzehn Kapiteln mit Überlegungen zu Themen wie „Schlechte Namen“, „Abstraktheit“, „Wiederholung“ oder auch „Füllwörter“ so autorenfreundlich präsentiert, dass man dem Verfasser niemals Häme, sondern nur die pure Freude an der Sprache zuschreiben kann.
Eine ideale Stil-Lektüre, die man nicht am Stück, sondern in hilfreichen Dosen erleben sollte! Sehr unterhaltsam und anregend!
- Stefan aus dem Siepen: Wie man schlecht schreibt. Die Kunst des stilistischen Missgriffs. Zu Klampen Verlag