Engel & Heilige

Eines Abends erstrahlte das New Yorker Studio von Eliot Weinberger in hellem Licht, und eine Stimme sprach: „Du weißt mehr über Engel & Heilige als die meisten, Du hast viel über sie gelesen und kennst ihre Beschaffenheit und ihre Geschichten. Schreib es auf und halte in einem Buch fest, was kaum jemand sonst weiß und worüber niemand lange nachdenkt.“

Und Eliot Weinberger machte sich an die Arbeit und vergaß die akademischen Zünfte und Regeln und schrieb so, als sprächen die Engel & Heiligen selbst und erzählten von ihrem sonderbaren Dasein.

Die Engel verständigten sich durch ihr „inneres Sprechen“, entfalteten ihre Flügel und machten die bekannte Engelsmusik. Und die Heiligen entwarfen einzigartige Viten, voller drastischer, unerwarteter Umbrüche: Hinein in die Wüste und heraus in die Stadt, zum Predigen und Bekehren, ohne jede Angst davor, enthauptet zu werden. Oder im Kampf mit Bienen, die scharenweise in den geöffneten Mund schwirrten, dort aber nichts anrichteten.

Eliot Weinberger schrieb alles mit und stellte das Wichtigste von dem zusammen, was er über die Engel erahnte, und dann machte er weiter mit Heiligengeschichten aus aller Welt, manche in Form einer Erzählung, aber auch nur in einem einzigen Satz. So über das Leben der Brigida von Kildare (Irland, gest. 523): „Sie pflegte ihren Umhang an einen Sonnenstrahl zu hängen.“ Womit in diesem wunderbaren Fall alles gesagt wäre!