Der Betroffenenbeirat des Erzbistums Köln hat vor wenigen Tagen eine Übersichtskarte veröffentlicht, in der alle Orte fixiert werden, in denen es Missbrauchsfälle gegeben hat:
Die Karte macht mit der Fehlannahme, Missbrauch habe es nur in Einzelfällen gegeben, endgültig Schluss. Er fand vielmehr flächendeckend statt, in Köln ebenso wie in Bonn, in Siegburg ebenso wie in St. Augustin – und auch in Städten wie Waldbröl, Morsbach und Kirchen, die nahe meinem westerwäldischen Heimatort Wissen/Sieg liegen.
Auch in Wissen gab es Missbrauch, meldet die Karte, und ich muss sagen, dass ich seit langer Zeit nicht mehr so angewidert und schockiert war.
Ich erinnere mich gut an die lateinischen Texte, die der Priester in meinen Kinder- und Jugendjahren während der Messfeier sprach. Da hieß es: Lavabo inter innocentes manus meas et circumdabo altare tuum, Domine – In Unschuld will ich meine Hände waschen und den Altar umschreiten, Herr.
Und, wenig später: Ego autem in innocentia mea ingressus sum: redimeme, et miserere mei. Pes meus stetit in directo: in ecclesiis benedicam te, Domine – In Unschuld komme ich zu Dir; erlöse mich und sei mir gnädig. Mein Fuß steht auf dem rechten Pfad; so darf ich mit dem ganzen Volk Dich preisen, Herr.
Hunderte Male habe ich diese Gebete gehört, ohne auch nur zu ahnen, dass es in vielen Fällen Lügen waren. In den genannten Orten und Städten sind nach der Bekanntgabe der Übersichtskarte jetzt Gerüchteküchen entstanden. Wer waren die Täter?
Ist es im nächsten Schritt nicht notwendig, auch die Namen zu nennen, bevor Unschuldige in Verdacht geraten? Solche Fragen muss man dem Betroffenenbeirat nun stellen und mit ihm diskutieren.