Babygesänge ist ein revolutionäres, viele Komponenten der menschlichen Existenz berührendes Buch. Kathleen Wermke arbeitet als Evolutionsbiologin und Professorin an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.
Sie hat Tausende von Kleinkinderlauten untersucht und nachgewiesen, dass sie als Formen einer frühen Musik zu verstehen sind.
Solche Gesänge sind individuelle und sogar kulturell geprägte Profile, die sich zunächst an der Lautlichkeit der Mutter und danach an den Lauten der frühen Umgebungen orientieren. Das Kleinkind schnappt auf, ahmt nach und bildet um!
Davon ausgehend, kann man auch auf Formen erster Prägungen beim Sprechen schließen, die sich zu Prägungen im Wahrnehmen und Schreiben entwickeln. Wie und was man spricht (und schreibt!) ist also keineswegs zufällig, es lässt sich aus dem individuellen Familienroman herleiten und begreifen.
Als hätte ich es schon immer geahnt und gewusst! Immer wenn ich in einem Lokal oder auf der Straße Eltern mit Kleinkindern sehe, zücke ich nun mein Handy und mache eine Empfehlung. Unbedingt kaufen und lesen! Und das Kleinkind nicht nur mit Schlagern unterhalten!
Die Konsequenzen für das Literarische Schreiben sind sofort erkennbar. Schon im Kleinkindalter ergeben sich durch die ersten Orientierungen an den Lauten der Mutter und denen der Umgebung Klangprofile, die sich später in Wort-, Satz- und Ausdrucksprofile von Sprache verwandeln!
So ist das Schreiben geprägt, und so kann es sich auf der Basis von Prägungen besonders dann gut entwickeln, wenn die Prägungen erkannt werden.
Genau auf diese Hypothese habe ich viele Komponenten meiner Lehre an der Universität Hildesheim aufgebaut, die zum ersten Mal die große Rolle von Schreibprofilen beim Lernen und Lehren von Schreiben herausstellte.