Also, ich möchte einmal etwas darüber schreiben, wie ich gegenwärtig meine Lesungen aus „Nach allen Regeln der Kunst. Schreiben lernen und lehren“ erlebe. Vorgestern waren im LCB in Berlin über zweihundert Personen in einem brechend vollen Raum anwesend, und hinterher standen viele für eine Signatur an, wobei es manchmal auch zu kurzen Gesprächen kam.
Die Kürze dieser Begegnungen macht mich nachdenklich, denn oft ist es schade, die Gespräche aus Zeitgründen (und weil die Signierschlange lang ist) gleich wieder zu beenden. Gar nicht selten ist nämlich zu spüren oder sogar zu erfahren, dass ich Leserinnen und Lesern begegne, die nicht nur eins meiner Bücher, sondern mehrere oder viele gelesen haben. Manche lesen auch diesen Blog regelmäßig. Dadurch habe ich das Gefühl, keinen Fremden, sondern Menschen zu begegnen, die mit dem, was ich denke und tue, „vertraut“ sind.
Vertrautheit also. Seltsamer Zustand. Ich spüre sie, aber sie verrauscht gleich wieder. Eine Signatur, ein Gruss – und ich sitze wieder allein im Universum.
Was war da gerade los? Was hat XY zu mir gesagt? Meinte sie/er das ernst? Und wie würde ich darauf reagieren, wenn ich Zeit zum Nachdenken hätte?
Es kommt mir so vor, als seien „wir“ verabredet gewesen und hätten uns getroffen. Zu was? Schön wäre es, von meinem Gegenüber ein kurzes Zeichen zu erhalten. Wie wäre es mit einer Visitenkarte? Mit Name, Anschrift, Mailadresse? Oder (da Visitenkarten ein aussterbendes Genre sind) einem Zettel, einer Karte etc. mit solchen Angaben?
Würde mich freuen. Dass ich darauf antworte, kann ich nicht versprechen. Versprechen kann ich aber, dass mir anhand solcher Mitteilungen Gespräche in Erinnerung bleiben. Wenn ich Schriftliches sehe, ist das so. Seit einem gewissen Alter bin ich „schriftfixiert“, die Schrift dringt in mich ein, ich gehe „mit ihr um“. Sie macht sogar Musik, auf hintergründige Weise.
Einige Leserinnen und Leser trauen sich, mir eine Mail zu schreiben, das kann man natürlich: ortheil.hannsjosef@gmail.com – auch auf solche Mails kann ich nicht immer antworten, manchmal fehlt dafür einfach die Kraft oder die Zeit, dafür bitte ich um Verständnis.
Das wars zu diesem Thema. Vorerst. Ich verabschiede mich davon mit einem Lied von Sophie Hunger, das mein Thema anspielungsreich umspielt. Auf den ersten Blick „handelt es“ von etwas ganz Anderem…, man sollte es also „übersetzen“.