Auf Lesereise im Norden 3

Nach der gestrigen Lesung im überfüllten Heinrich Heine-Haus (Literaturbüro Lüneburg) fahre ich heute nach Hamburg, wo ich mich um 19 Uhr im Helmut Schmidt-Haus der ZEIT mit meinen Leserinnen und Lesern über Zoom live unterhalten werde. 

Über 2000 Interessierte haben sich bereits angemeldet. Ich bin gespannt auf die Fragen und freue mich auf die Gespräche!

Hier kann man sich noch anmelden und mehr erfahren:

https://verlag.zeit.de/freunde/ausblick/live-video/autorengespraech-mit-hanns-josef-ortheil/

Auf Lesereise im Norden 2 (mit Friedrich Nietzsche)

Nach der gestrigen, sehr unterhaltsamen Lesung in Hamburg (moderiert von dem gut aufgelegten Rainer Moritz) fahre ich morgen weiter an die Ostsee, wo ich am Dienstag, 16.09.2025, 15.30 Uhr, im Hotel Genueser Schiff lese.

Der Namen des Strandhotels ist einem Gedicht von Friedrich Nietzsche (1844-1900) entnommen, das dem genialen Entdeckergeist des bekanntlich in Genua geborenenen Christoph Columbus (1451-1506) galt. Es heißt „Nach neuen Meeren“:

Nach neuen Meeren

Dorthin – will ich; und ich traue
Mir fortan und meinem Griff.
Offen liegt das Meer, ins Blaue
Treibt mein Genueser Schiff.

Alles glänzt mir neu und neuer,
Mittag schläft auf Raum und Zeit –:
Nur dein Auge – ungeheuer
Blickt mich an, Unendlichkeit!

Hier einiges Weitere zum Hotel, Fantasien anregend:

https://www.genueser-schiff.de/

Auf Lesereise im Norden (mit Paul McCartney)

Nach der sehr besonderen Premiere meines neuen Romans „Schwebebahnen“ in Wuppertal bin ich nun auf Lesereise in den Norden. Die nächste Station ist Hamburg, wo ich am 14.09.2025  um 14 Uhr, moderiert von Rainer Moritz, im sehenswerten Elbe Filmtheater Osdorfer Landstraße 198 lese.

https://literaturinhamburg.de/index.php?id=1&aufmacher=3656&day=14&month=8&year=2025

Was aber lese ich unterwegs, im Zug? Hier eine meiner Lektüren, als Empfehlung für die Leserinnen und Leser dieses Blogs, denen ich ein entspanntes Wochenende wünsche – 

Ich lese ein Buch, das auf unerwartete Weise vieles zugleich ist – ein autobiografischer Gang durch viele Stadien eines Lebens, eine Einführung in das kreative Verarbeiten von Erlebnissen und Erfahrungen sowie eine Zeitreise durch die versteckten emotionalen Themen der Zeit von 1956 bis heute (Paul McCartney: The Lyrics. Herausgegeben mit einer Einleitung von Paul Muldoon. Aus dem Englischen übersetzt von Conny Lösch. C.H.Beck).

Geschrieben hat es niemand anderes als der Literat unter den Beatles, der in diesem Buch mehr als 160 seiner Songs vorstellt. Und zwar so, dass er neben den bekannten Texten ihre Entstehungsgeschichten erzählt, Fotos aus dem Privatarchiv beisteuert und manchmal sogar die Handschrift des ersten Textentwurfs präsentiert.

In seinem grundsympathischen Vorwort berichtet er von den Hintergründen seiner Recherchen, die ihn immer tiefer in seine Vergangenheit geführt haben, bis hin zu seinen Eltern: „Als ich mit diesem Projekt begann, fielen mir Jim und Mary McCartney nicht als erste ein. Aber als ich über die Songs nachdachte, die ich zu den unterschiedlichsten Zeitpunkten meiner Karriere geschrieben habe, wurde mir klar, dass sie mir bei so vielem den ersten Anstoß gegeben hatten, auch wenn mir das gar nicht immer bewusst gewesen war.“

Genau diese Tiefe und Ehrlichkeit der Recherche macht das Buch zu einer ungewöhnlichen und bedeutenden Autobiografie, die den Gang zu den prägenden Wurzeln mit anderen Autobiografien der Weltliteratur verbindet. Ich stelle mir vor, dass viele Leserinnen und Leser eine große Freude an dieser Zeitreise haben, indem sie Songs hören, die ihr eigenes Leben begleitet und vielleicht mitgeprägt haben.

Wie wäre es, wenn man möglichst viele von ihnen noch einmal hören und dann nachlesen würde, wie und unter welchen Umständen der geniale Paul sie erfand? Schon die ersten Sätze jeder Erzählung schlagen ein und wirken wie Signale: „Nivea war die Lieblingscreme meiner Mutter, und ich liebe sie bis heute.“ (Über „Eleanor Rigby“). Oder: „Also das war so: Ich hatte mich in meine Frau verliebt. In Nancy, aber wir waren noch kein Paar. Wir fuhren nach Marokko in den Urlaub …“ (Über „My Valentine“).

The Lyrics
The Lyrics

Die Premierenlesung in Wuppertal

Die Premierenlesung aus „Schwebebahnen“ in Wuppertal war ein Gesamtkunstwerk! Anspielungsreich fand sie in der Historischen Stadthalle statt, die vor 125 Jahren eingeweiht worden war – und damit genau zu der Zeit, als auch die Schwebebahn eingeweiht und gestartet wurde.

In den sorgfältig restaurierten Sälen finden meist Konzerte statt. Meine Lesung, moderiert von Denis Scheck, ereignete sich im Mendelssohnsaal, der 300 Gästen Platz bietet. In genau diesem Saal hatte ich als Schüler eines Wuppertaler Gymnasiums in den fünfziger Jahren mit dem Schulorchester das Klavierkonzert in d-moll von Johann Sebastian Bach gespielt.

So war die Lesung ein Abtauchen in tief liegende Erinnerungsströme, ins Strömen der Wupper – und ins Gleiten und Fliegen durchs Tal.

All das war phänomenal und einzigartig! Mein Dank gilt dem Wuppertaler Literaturhaus, meinem Verlag, dem Moderator und den Leserinnen und Lesern, die erschienen sind!

Stadthalle Wuppertal
Stadthalle Wuppertal

Ein Gespräch über „Schwebebahnen“

Anfang Juli 2025 wartete ich in einem Studio meines Münchener Verlages auf den Lektor Klaus Siblewski, um mit ihm ein Gespräch über meinen Roman „Schwebebahnen“ zu führen. 

Die Vorgaben lauteten: Nicht zu sehr in die Details gehen, nicht zu viel vorwegnehmen, Konturen skizzieren, zu einem inspirierten Lesen ermuntern.

Hier das Ergebnis, verbunden mit guten Wünschen für ein sonniges, entspanntes Wochenende!

Eine Reise zu Piero della Francesca

Ich sah eine ARTE-Doku über den Maler Piero della Francesca (1415-1492) und erinnerte mich heftig (und fast wie an eine Liebe) an die September-Tage in den siebziger Jahren, in denen ich als junger Student durch die Toscana gereist war und während dieser Fahrten Pieros einzigartige Bilder gesehen hatte.

Die Erinnerung war und blieb so stark, dass ich mir ausmalte, diese Fahrten bald zu wiederholen. Ich würde bestimmt darüber schreiben – und wie wäre es, wenn ich meine neuen Texte mit denen vergleichen würde, die ich früher geschrieben hatte?

Ich wollte im Grunde sofort los – auf, nach Sansepolcro! – bis ich mich an die Lesereise erinnerte, die mir bevorsteht …

https://www.arte.tv/de/videos/118647-000-A/der-maler-piero-della-francesca-pionier-der-renaissance/

Herr, hilf! Zwanzig Lesungen – die Liste findet man hier!

Nach der Premierenlesung meines Romans Schwebebahnen (am 9. September 2025, 19.30 Uhr, in der Stadthalle Wuppertal) gehe ich auf Lesereise! Insgesamt ca. 20 Lesungen (inkl. Frankfurter Buchmesse) werden folgen. Leider sind darunter keine in den neuen Bundesländern. Und warum nicht? Weil mich dort keine Buchhandlungen oder andere Gastgeber/Institutionen eingeladen haben. Sehr schade. 

14.09., Hamburg, Blankeneser Herbstlese
16.09., Hohwacht, Hotel Genueser Schiff
17.09., Lüneburg, Heinrich-Heine-Haus
23.09., Stuttgart, Literaturhaus
24.09., Freiburg, Buchhandlung Rombach
02.10., Siegen, Spiegelzelt
16.-18.10., Frankfurt a.M., Buchmesse
18.10., Köln, Lit.COLOGNE spezial (Karten ab dem 9.9. verfügbar)
24.10., Reutlingen, Stadtbibliothek
27.10., München, Literaturhaus
19.11., Berlin, Katholische Akademie
24.11., Oldenburg, Theaterlaboratorium
25.11., Hannover, Buchhandlung Leuenhagen & Paris

Schwebebahnen
Schwebebahnen

In der Schwebebahn über der Wupper fliegen

Gestern schwebte ich in einem Beitrag des TV-Magazins WESTART (WDR) (18.15 – 18.45 Uhr) über der Wupper und sprach über meinen neuen Roman „Schwebebahnen“, dessen Premiere am 9. September 2025 ab 19.30 Uhr in der Wuppertaler Stadthalle stattfindet! Denis Scheck wird moderieren!

Ich würde mich über eine Teilnahme von Leserinnen und Lesern dieses Blogs sehr freuen (Karten sollten möglichst bald bestellt werden.)

https://www.literatur-rheinland.de/index.php/veranstaltungen/2025-09-09-schwebebahnen-hanns-josef-ortheil-erzaehlt-von-seinen-wuppertaler-jahren

Der TV-Beitrag ist nun auch in der ARD-Mediathek zu finden.

Lesung aus „Die Moselreise“

Morgen, am 30.08.2025, lese ich auf WDR 3 von 16.04. – 17.00 Uhr Ausschnitte aus meinem Reisetagebuch Die Moselreise, das ich 1963 während einer sommerlichen Wanderung mit meinem Vater von Koblenz nach Trier geschrieben habe. 

Von morgen an steht die Lesung auch per Download zum Hören bereit:

https://www1.wdr.de/radio/wdr3/programm/sendungen/wdr3-lesung/hans-josef-ortheil-moselreise-100.html

Viel Vergnügen beim Hören!

Wie zusammen leben – Papst Leo XIV. bezieht den Apostolischen Palast

(Am 3. September 2025 auch als Kolumne im „Kölner Stadt-Anzeiger“, S. 4)

Wie aus verschiedenen, zuverlässigen Quellen zu erfahren war, denkt Papst Leo XIV. daran, in Gesellschaft mit mehreren augustinischen Ordensbrüdern in den bald renovierten Apostolischen Palast zur Rechten der Peterskirche einzuziehen. Benedikt XVI. wohnte dort noch allein, während Papst Franziskus es vorzog, in Santa Marta, dem Gästehaus des Vatikans, zu leben.

Anscheinend hat Leo XIV. sich die Frage gestellt, wie er einer Vereinsamung im hohen Amt entgehen und gleichzeitig an das Leben anknüpfen könnte, das er vor der Papstwahl führte. Damit hat er ein Thema berührt, das auch viele ältere Menschen unserer Zeit umtreibt. In meinem Freundeskreis wird mir immer wieder erzählt, dass nach dem Tod von Partnerinnen oder Partnern oft darüber nachgedacht wird, wie das weitere Leben zu gestalten sei.

Allein zu leben sind viele nicht gewohnt. Ein solches Leben ist fordernd und verlangt Abwechslung sowie ein gewisses Geschick, sich regelmäßig mit neuen belebenden Impulsen von außen zu versorgen. Dazu gehören fortlaufende Gespräche mit anderen, in denen man von sich erzählt und auf die Erzählungen des Gegenübers antwortet.

Gemeinsame Unternehmungen müssen geplant werden und sollten inspirierend verlaufen. Die oft enge Gemeinschaft mit einer zweiten Person soll allmählich in das gesellige Zusammensein mit mehreren Personen übersetzt werden. Nicht zu häufig, aber eben doch alle paar Tage könnte es zu solchen Begegnungen kommen. Die persönliche Freiheit sollte erhalten, aber durch Angebote von außen begleitet und vor allem gestützt werden.

Die Frage, wie es gelingen könnte, auf diese Weise zusammen zu leben, hat der französische Schriftsteller und Philosoph Roland Barthes in Vorlesungen und einem daraus entstandenen Buch behandelt, in dem er viele der denkbaren Facetten solcher Existenzformen untersuchte. Sein Ausgangspunkt war das mönchische Leben, das gleichsam exemplarisch die steten Wechsel von Einsam- und Gemeinsamkeit vorführt. Die christlichen Orden haben den Mönchen Regeln gegeben, mit deren Hilfe sie zu bewältigen sind. Gemeinsam verbringen sie die Mahlzeiten, die regelmäßigen Zeiten des Gebets und Arbeiten unterschiedlichster Art, allein sind sie in ihrer Zelle, dem letzten Refugium des Privaten.

Barthes verstand ein solches Leben als Urmodell einer erst noch zu gestaltenden Lebensgemeinschaft. Genau an diese Überlegungen knüpft Leo XIV. gegenwärtig anscheinend an, indem er sich nicht allein in den Apostolischen Palast und die dort zur Verfügung stehenden vielen Zimmer zurückzieht, sondern bestimmte Phasen des Tages mit Glaubensbrüdern verbringen will: Mahlzeiten, aber auch Zeiten unterschiedlicher Gespräche, zu zweit, zu mehreren, wie auch immer und wie es sich ungezwungen ergibt.

Letztlich erscheint das als ein Versuch, ein Stück des bisherigen Lebens hinüberzuretten in das Dasein als Pontifex. Es nimmt dem päpstlichen Dasein eine überzogene Einzigartigkeit, indem es mit anderen Leben verbunden und einem Erfahrungsstrom aus der nächsten Umgebung ausgesetzt wird. Die involvierten Glaubensbrüder erhalten dadurch den Status von Freunden, mit denen man gerne Zeit verbringt und von denen man offene und ehrliche Worte erwartet.

„Ich werde auf vieles verzichten müssen, mein Leben hat sich verändert, aber ich werde niemals aufhören, Augustiner zu sein“, sagte Leo XIV. nach seiner Wahl zum Papst. Dieser Perspektive will er treu bleiben und das Papstamt durch eine neue Nuance bereichern. Sie macht aus einem möglicherweise einsamen und auf sein Amt fixierten Menschen ein geselliges, sich den Krisen und Problemen der Anderen öffnendes Wesen, dessen Alltag in einem Kreis guter Freunde und enger Nachbarn verläuft. Ende September soll der Umzug in den Apostolischen Palast stattfinden.