Mit dem großen Fotografen August Sander (1876-1964)habe ich mich in vielen meiner Essays ausführlich beschäftigt, etwa in meinem Buch „Kunstmomente“.
Nun hat ihm auch ARTE einen Beitrag gewidmet, der sich in verblüffender Weise auf lauter Lebensstationen von Sander bezieht, die auch zu meinen Lebensstationen gehören: Der Westerwald, Köln, der Rhein!
Noch verblüffender war für mich aber die Begegnung mit einem mir unbekannten Skizzenbuch Sanders, das zeigte, wie er die später von ihm fotografierten Menschen zunächst zeichnend und porträtierend einfing. (Das würde ich gerne mal genauer anschauen und studieren…)
In diesem Jahr feiert die literarische Welt den 650. Todestag des großen italienischen Schriftstellers und Dichters Giovanni Boccaccio (geb. 1313). In seinem Prosa-Hauptwerk, dem Il Decamerone, hat er das Erzählen auf den Gassen und Plätzen seines Heimatlandes in Novellen und Geschichten gegossen, die vom Leben seiner Mitmenschen auf unnachahmlich temperamentvolle und plastische Weise erzählen.
Wurde dieses große, weltenumspannde Werk bisher in gebührender Weise gelesen und gefeiert, so wussten die wenigsten Leserinnen und Leser, dass Boccaccio auch Gedichte geschrieben hat. Dass sie nun zum ersten Mal in einer deutschen Übersetzung („Auf einer Wiese, rings um eine Quelle“, Dieterisch´sche Verlagsbuchhandlung Mainz 2025) in einem zudem noch sehr schön ausgestatteten Band (italienisch-deutsch) vorliegen, kann man fast nicht glauben.
Ausgewählt und übersetzt hat sie Christoph Ferber, die Anmerkungen und das Nachwort hat die Romanistin Franziska Meier geschrieben. Und genau bei diesen Texten im Anhang (S. 123-196) bin ich während meiner Lektüren immer wieder hängengeblieben, auf kuriose Weise.
Denn vor allem über diese Anmerkungen tauchte ich immer tiefer in Boccaccios Lyrik ein und sammelte zunächst wie nebenbei Kenntnisse, die sie noch stärker leuchten lassen. Wusste ich vorher, dass leggiadro„einer der Schlüsselbegriffe der höfischen Liebesdichtung, der auf ein Ideal von Leichtigkeit und Eleganz anspielt und Attribut edler Frauen und Männer ist“? Boccaccio habe versucht, einen „heiteren und leichten Umgangston“ zu treffen, heißt es weiter.
Schon tat sich etwas in meinem Kopf: Hatte ich das nicht ebenso in meinem Roman Schwebebahnen“ versucht (schon der Titel weist ja darauf hin)?
In einem der Sonette (Mai non potei, per mirar molto fiso/ i rossi labri e gli occhi vaghi e belli …nell` intelletto comprender preciso …Wie sehr ich auch nur schaute, nie gelang´s mir,/die roten Lippen und die schönen Augen … im Geiste zu erfassen …) beschreibe Boccaccio, erläutert Franziska Meier, „die Schönheit der Angebeteten aus dem Blick des Liebenden“.
Und: Ich wette, kein Interpret meines neuen Romans wird je darauf kommen, dass Josefs erste Begegnung mit seiner späteren Freundin Mücke (von Fenster zu Fenster eines gegenüberliegenden Wohnhauses, S. 19-21) eine solche Szene nachstellt: der erste Blick, der eine Flamme entzündet, die Angst, das Zurückschrecken – die ganze Fülle der frühsten Erregungen ist da, bis hin zur Farbe des Kleides, der Haare und der Schleife!
So entdeckte ich in den Boccaccio-Lektüren etwas Eigentümliches, über die Jahrhunderte hinweg.
Am kommenden Montag, 6.10.2025, 18 Uhr, unterhalte ich mich im Rahmen einer Online-Veranstaltung mit dem Literaturreferenten der Konrad Adenauer-Stiftung, Prof. Dr.Michael Braun, über meinen Roman „Schwebebahnen“!
Die Leserinnen und Leser dieses Blogs können daran teilnehmen, ich würde mich darüber sehr freuen!
Hier erfährt man alles Weitere: Wo und wie man sich anmeldet (alles sehr einfach und unkompliziert). Bis Montagabend, 18 Uhr!:
Meine morgige Lesung im Spiegelzelt auf dem Schlossplatz Unteres Schloss in Siegen, also ganz in der Nähe meiner westerwäldischen Heimat, verspricht besonders beflügelnd zu werden.
Hier der Zugang zu den notwendigen Informationen und eine herzliche Einladung an die Leserinnen und Leser dieses Blogs:
Georg Stefan Troller ist im Alter von 103 Jahren in Paris gestorben. Ich erinnere mich sehr gut an sein legendäres Pariser Journal, in dem er seit den sechziger Jahren Personen und Szenen des Pariser Lebens im TV porträtierte. Bekannt wurde er durch seine Interviews, die er abseits vom Mainstream so führte, dass die einzigartigen individuellen Tiefenschichten seines Gegenüber deutlich wurden.
Einmal wurde ihm die Making-of-Frage gestellt: „Wie haben Sie das gemacht?“ Im Blick auf seine Erinnerung an ein Gespräch mit William Somerset Maugham (1874-1065) hat er sie beantwortet:
Vor wenigen Tagen ist die Schauspielerin Claudia Cardinale im Alter von 87 Jahren gestorben. Auf 3sat ist eine Doku über ihre Filme und ihr Leben zu sehen:
Ich erinnere mich gut an viele dieser Filme, die ich in den 60er und 70er Jahren gesehen habe. Unvergesslich ist der Walzer, den sie in Viscontis „Der Leopard“ mit Burt Lancaster getanzt hat. Der Film inszeniert den gleichnamigen Roman von Giuseppe Tomasi di Lampedusa (1896-1957) und spielt in Sizilien.
Hier der Ausschnitt, verbunden mit einem herzlichen Wochenend-Gruß an alle Leserinnen und Leser dieses Blogs:
Im Oktober beginnen in vielen Bundesländern recht lange, teilweise sogar zweiwöchige Herbstferien. Viele meiner Bekannten planen eine Reise nach Paris. Ein Anlass ist u.a. die Öffnung der großen Türme von Notre-Dame nach dem großen Brand:
Die Aussicht von dort auf die entlang der Seine ausgebreitete Stadtkulisse ist in der Tat phänomenal – in meinem Buch Paris, links der Seine habe ich sie ausführlich im Entrée beschrieben. Ich empfehle, mit diesem Buch zu reisen und mit seiner Hilfe das alte Zentrum von Paris miutiös zu erkunden.
Morgen setze ich meine Lesereisen fort, diesmal im Süden. Ich lese am Dienstag, 23.09.2025, 19.30 Uhr, im Literaturhaus Stuttgart aus „Schwebebahnen“ –