Carnevale di Venezia

Der legendäre venezianische Carnevale hat am vergangenen Wochenende begonnen. Er findet bis zum 1. März in stark reduzierter Form statt, aber er findet immerhin statt.

Die großen öffentlichen Versammlungen und Treffen wird es nicht geben, sondern auf die gesamte Lagune verteilte kleinere. Einige kann man auch online per Livestream verfolgen.

Informationen der Veranstalter findet man (auf Englisch und Italienisch) hier:

https://www.carnevale.venezia.it/

Olympischer Eistanz

Ich hatte mir vorgenommen, in meinen Blogeinträgen nicht auf die Olympischen Winterspiele in Peking einzugehen. Jetzt mache ich eine Ausnahme, weil ich den Auftritt von Gabrielle Papadakis und Guillaume Cizeron auf dem Eis gesehen habe.

Keine Wettbewerb- und Höchstleistungsstimmung, sondern klug und passend ausgewählte Musik: Weder Orchester noch Gesang, sondern ein  Kammerstück für Cello und Klavier, die Élégie von Gabriel Fauré. Hier zunächst mal zum Anhören und erneuten Studium:

 

Und nun die Vorführung der zu dieser Musik komponierten Bewegungen, minutiöse, elegante Erwiderung, das Eis als Medium und Träger, dem Tanz eine zusätzliche Leichtigkeit verleihend. Zum mehrmaligen Schauen:

Heinrich Ignaz Franz Biber

Liebe Leserinnen und Leser dieses Blogs,

in dieser Woche habe ich einige Kompositionen von Heinrich Ignaz Franz Biber (1644-1704) gehört. Er war einer der bekanntesten Violinvirtuosen seiner Zeit, hat viele Stücke für die Violine komponiert und war am Salzburger Hof zunächst als Vizekapellmeister und später als Kapellmeister angestellt.

Verbunden mit seiner Passacaglia für Violine solo (1676) gespielt von Elicia Silverstein, wünsche ich Ihnen einen schönen Sonntag –

 

 

Emojis

Der Verlag Klaus Wagenbach veröffentlicht seit einiger Zeit eine neue Reihe (Digitale Bildkulturen, hrsg. von Annekathrin Kohout und Wolfgang Ullrich), deren schmale, handliche Bände jeweils ein digitales Bildphänomen (wie etwa „Selfies“, „Screenshots“ oder „Gifs“) analysieren. Die Reihe „widmet sich den wichtigsten neuen Formen und Verwendungsweisen von Bildern und ordnet sie kulturgeschichtlich ein“ – so Kohout und Ullrich.

Gala Rebane hat den Band Emojis (Geschichte, Gegenwart und Zukunft einer digitalen Bilderschrift) geschrieben. Das hat mich beschäftigt, weil ich über die Entstehung dieser (ursprünglich aus japanischen Bildtraditionen stammenden) Zeichen wenig wusste.

Ich benutze Emojis in vielen meiner Mails gerne, habe jedoch beobachtet, dass ich es nur dann tue, wenn ich die Adressatinnen oder Adressaten gut kenne oder sogar mit ihnen befreundet bin. Emojis sind für mich also Zeichen, deren Verwendung eine gewisse Privatheit des textuellen Austauschs voraussetzt.

Ist diese Privatheit gegeben, fungieren sie als emotionale Stimmungsträger: sie schwächen ab, ironisieren, melden starke Euphorie oder leichten Kummer, drehen durch oder räuspern sich aus dem Abseits. Mit anderen Worten: Sie geben den eigenen Sätzen ein Bildkostüm, das die Einordnung dieser Sätze erleichtert und ihr Gewicht verständlicher macht.

Emojis zu benutzen, ist also für mich ein Hilfsmittel, um besser und vor allem nicht falsch verstanden zu werden, sie geben Sätzen bestimmte Noten. Ich verwende sie nicht so, wie ich Buchstaben verwende, sondern als begleitende Bilderschrift, die hier und da zum Akustischen tendiert. Dann erhält ein Satz einen Akzent, einen Ausruf oder einen Seufzer, und die Aneinanderreihung von Emojis ermöglicht die Erzählung einer kleinen Geschichte des Empfindens, sogar im Diminuendo.

Gala Rebanes Streifzug erhellt solche Operationen und macht Lust, mit Emojis immer virtuoser umzugehen.

Wir wollen lesen! Ein Protestbrief

In einem offenen Brief protestieren Autorinnen und Autoren empört und wütend gegen die Absage der Leipziger Buchmesse. Sie machen die großen Konzerne (Holtzbrinck, Bonnier, Penguin Random House) dafür mit guten Gründen verantwortlich. Das Desinteresse dieser Verlage an der Leipziger habe zur Absage geführt:

https://www.boersenblatt.net/news/macht-die-buchmesse-auf-wir-wollen-lesen-226543

Ähnlich argumentiert heute auch Rainer Moritz in der NZZ: „Die Macht der Konzerne hat die Messeleitung in die Knie gezwungen, zum Schaden der kleinen oder mittleren Verlage, für die Leipzig besonderes Gewicht hat.“

Die Leipziger Messe ist zusammen mit dem Literaturfestival Leipzig liest das große Frühjahrsfest der Literatur und für alle Autorinnen und Autoren, die gerade ein Buch veröffentlicht haben, von immenser Bedeutung. Die Lesungen fallen aus, die Medien berichten erheblich weniger. Der Schaden ist nicht wieder gutzumachen.

Vorfrühling eines Eisenbahn-Landwirts

Dass ich in meinem zuletzt erschienenen Roman Ombra (2021) als Eisenbahn-Landwirt in Erscheinung trete, haben viele Leserinnen und Leser für einen Witz gehalten. Dabei bin ich seit mehr als vierzig Jahren genau das: ein Eisenbahn-Landwirt, der sich auf seinen Wiesen, Hängen und Gefilden um die Blumen, Sträucher und Bäume sowie um die Tiere kümmert, die diese Ländereien bevölkern. Nachzulesen ist das in meinem Buch In meinen Gärten und Wäldern.

Heute ist, behaupte ich einfach mal, Vorfrühlingsbeginn. Die Sonne ist seit spätestens 8 Uhr präsent, 15 Grad sind für den Mittag vorhergesagt, als Eisenbahn-Landwirt spüre ich bereits das bekannte Kribbeln des Februars, eine aufreizende Unruhe, die auf das hellgrüne und frische Gelände reagiert.

„Jetzt kommt das Frühbeet zum Zug“, murmelt meine Fachzeitschrift (Eisenbahn-Landwirt, Februar 2022, 105. Jahrgang). Aber bloß nicht „ins Blaue hinein“ säen! Nein?! Aber warum nicht?! Mit den Aussaaten von Radieschen, Spinat und Stielmus sollte ich es nicht zu eilig haben. Nein?! Aber ich brenne doch darauf, irgendetwas zu tun.

Empfohlen wird der Abschluss der „Schnittmaßnahmen“ an Bäumen. Aha. Unterscheiden sollte ich zwischen Aufbauschnitt, Erziehungsschnitt und Erhaltungsschnitt. Wie bitte?! Sprechen wir im Garten etwa Bürodeutsch?! Never.

Die Erde sollte fast überall „vorsichtig flach aufgelockert“ werden. Ja, das ist mal eine gute Empfehlung!

Und dann erhalte ich, völlig unerwartet und in letzter Minute, sogar alle nur denkbaren Freiheiten: „Man muss versuchen, aus dem Fundus seiner eigenen Erfahrungen abschätzen zu können, welche Arbeiten im Garten im jeweiligen Witterungsverlauf sinnvoll sind und welche besser zurückgestellt werden…“

Sehr gut! Mein „Fundus“ ist schließlich enorm und vierzig Jahre lang gewachsen. Im Netz gelte ich sogar als „Fundus“-Experte, wie man hier nachlesen kann:

https://de.wiktionary.org/wiki/Fundus

 

Olympische Spiele in Peking

Olympische Spiele habe ich, soweit ich mich erinnern kann, immer mit besonderer Freude am Fernsehen verfolgt. Zuletzt habe ich die Spiele in Tokio in mehreren Blogeinträgen kommentiert und auf Sportarten und –szenen hingewiesen, die mir besonders gefallen haben.

Mit den Olympischen Spielen in Peking ist es jedoch anders bestellt. Die Übertragungen sind nicht die reine Freude, weil man die ganze Zeit an die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen erinnert wird.

Diese Konstellationen hat eine Doku bei ARTE verdeutlicht, die ich empfehle. Wer sie gesehen hat, versteht die Hintergründe dieser Spiele genauer und ahnt, was uns aus Peking noch alles erwartet:

https://www.arte.tv/de/videos/078193-000-F/die-neue-welt-des-xi-jinping/

Literatur und Pandemie 1

Rainer Moritz, Autor und Leiter des Hamburger Literaturhauses, hat sich bei anderen Autorinnen und Autoren, bei Verlagen und Agenturen umgehört: Ist die gegenwärtige Pandemie ein großes Thema für Romane, Gedichte, Dramen? In der Neuen Zürcher Zeitung sind seine aktuellen, interessanten Recherchen nachzulesen…

https://www.nzz.ch/feuilleton/pandemie-kommt-sie-in-die-literatur-ist-sie-vorbei-ld.1664821

James Joyce und sein „Ulysses“

Vor hundert Jahren ist der Roman Ulysses von James Joyce erschienen, der noch heute für jede Leserin und jeden Leser eine überwältigende Lektüreerfahrung ist. Eine solche Lektüre sollte man vorbereiten und zunächst Wege suchen, sich diesem Roman zu nähern.

Der Strauhof in Zürich veranstaltet eine sehr sehenswerte Ausstellung, die von einem Reader und zahlreichen Veranstaltungen begleitet wird. U.a. wird der Joyce-Kenner Fritz Senn Partien des Romans lesen und erläutern: https://strauhof.ch/programm/aktuelle-ausstellung/

Eine der besten Lektüre-Einführungen hat Senn bereits veröffentlicht: Hades – ein Kapitel aus dem „Ulysses“, engl./deutsch, sorgfältig kommentiert (Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung Mainz). Wer das liest, erfährt genau, wie Joyce erzählt und worin die Besonderheit seines Jahrhundertromans besteht.

Zum Einstieg in die Lektüre empfehle ich auch die Ungekürzte Lesung der 18 Kapitel, die von verschiedenen Schauspielerinnen (Anna Thalbach u.a.) und Schauspielern (Matthias Brandt, Axel Milberg, Hanns Zischler u.a.) gelesen werden. Der Höhepunkt ist die Lesung des Schlusskapitels, der berühmt gewordene Innere Monolog der Molly Bloom, gelesen von Edith Clever! (Der Hörverlag)

(Das Foto zeigt die Lieblingsspeise der männlichen Hauptfigur des „Ulysses“)