Der Sturz aus dem Schneckenhaus

Die Schriftstellerin Patricia Görg hat sich in ihrer „Lieblingsgegend“ bewegt: Im „Raum zurückhaltender Kunst“. Das glänzend bebilderte Buch besteht aus elf Erzählungen über Bilder oder Bilderfluchten, die keine Erzählungen im Nebentrakt der Kunst, sondern Versuche sind, Bildmotive aus ihrer Erstarrung zu befreien.

Dann entwickeln sie sich zu Geschichten von Figuren, Szenen und Stimmungen. Sie werden den Künstlerinnen und Künstlern gleichsam aus der Hand genommen und literarisch-essayistischen Gedankenflügen zugeführt.

Dieses Geschick entfernt sie von Deutungen, denn Patricia Görg geht es darum, Bilder begriffsfrei wie offene Räume zu lesen, in denen sich eine Erzählerin vorsichtig umschaut und orientiert.

Dabei nähert sie sich der Entstehung der Werke, man erkennt und verfolgt auch solche Prozesse, als sollte man in eine Schule des Materials gehen. Jean Siméon Chardin schafft mit seinem pastosen Farbauftrag eine Intensität, „die jedem durch die Lupe gesehenen Detail den Rang abläuft“. Jean Fautrier zaubert „auf übereinanderliegenden Gipsschichten als Hauch die Seele der Dinge hervor“, und der japanische Farbholzschnitzmeister Hiroshige liefert einen „schwarz-weißen Entwurf auf durchscheinendem Papier“ und wartet auf die Probeabzüge.

Jedes Kapitel sollte man in Ruhe, für sich, zu sich nehmen wie eine starke Inspirationspille des Sehens und später einmal versuchen, sie an weiteren Bildern selbst zu erproben. Ein sehr schönes Buch, das Bilder als Rätsel betrachtet und liest! Unbedingte Empfehlung!

  • Patricia Görg: Der Sturz aus dem Schneckenhaus. Bilder und Rätsel. Schirmer/Mosel 2023

Wissener Menetekel

Am 17./18. Juni 2023 hat meine westerwäldische Heimatstadt Wissen/Sieg die Einweihung der neu gestalteten Rathausstraße, der zentralen Achse der Stadt, mit einem großen Fest gefeiert.

Inzwischen zeigen sich in dem rötlichen Belag erste Risse, die ein hochästhetisch empfindender Bürger der Stadt als mögliche „Kunstmomente“ empfand.

Er versah eine Spur dieser Risse virtuos mit weißen, kleinen Pflastern und markierte damit die erhoffte Heilung als reales „Kunstmoment“. Titel der Installation: „Wissener Menetekel“.

Meine herbstlichen Lesungen

Der Herbst ist in voller Schönheit da: stechender Sonnenschein, gemäßigte Temperaturen, bunte Laubfarben!

Es ist die klassische Zeit der Lesungen, der Frankfurter Buchmesse (18.-22. Oktober 2023) und der Lesereisen vieler Autorinnen und Autoren.

Auch ich werde hier und dort lesen und lade zu den folgenden, bisher geplanten Lesungen herzlich ein (weitere Veranstaltungen werden hinzukommen, ich werde in diesem Blog darauf hinweisen, auch für das Frühjahr 2024 sind bereits viele Lesungen geplant):

  • 14. Oktober 2023, Schwäbisch Gmünd, 19 Uhr, Congress Centrum Stadtgarten: Lesung aus mehreren Büchern: Von nahen Ländern und Menschen
  • 11. November 2023, Mainz, 16 Uhr, Lesung in der CADORO, dem Zentrum für Kunst und Wissenschaft, August-Horch-Straße 14, aus Kunstmomente
  • 14. November 2023, Hamburg, 18.30 Uhr, Schulungshaus HH-Wasser, Wellingsbüttler Weg 25a: Ein Kosmos der Schrift aus Kunst, Musik und Literatur
  • 16. November 2023, Wolfenbüttel, 19.30 Uhr, Zum Glück, Löwenstraße 1, 38300 Wolfenbüttel: Ein Kosmos der Schrift aus Kunst, Musik und Literatur
  • 19. November 2023, Wissen/Sieg, 18 Uhr, Kulturwerk, Lesung aus Hecke

Alain Claude Sulzer liest in Wissen/Sieg

Im vergangenen Jahr habe ich in diesem Blog auf den Roman Doppelleben des Schriftstellers Alain Claude Sulzer aufmerksam gemacht, der mir besonders gefallen hat.

Er erzählt auf hintergründige Weise von den Brüdern Goncourt. Edmond (1822-1896) und Jules (1830-1870) hatten ein großes Vermögen geerbt und lebten zusammen in einem Haus, von dem aus sie das Pariser Künstler- und Literatenleben verfolgten und exponiert an ihm teilnahmen.

Ihre Eindrücke hielten sie in einem gemeinsam geschriebenen, zunächst geheim gebliebenen Tagebuch fest, das erst vor wenigen Jahren komplett auf Deutsch in elf Bänden erschienen ist. Nicht nur an diesem einzigartigen Dokument, sondern auch an ihren Romanen, Essays und Sachbüchern schrieben sie zu zweit und waren das prominente Beispiel einer nicht nachlassenden Bruderliebe.

Alain Claude Sulzer porträtiert ihr Doppelleben in wunderbar einfühlsam geschriebenen Szenen, die selbst etwas vom ästhetischen Impressionismus der Goncourts haben. So erlebt man die Pariser Welten des späten neunzehnten Jahrhunderts detailliert, von den Gerüchen über die Klänge und Laute bis hin zu den oft skurrilen Dialogen und Beobachtungen der Protagonisten.

Der Roman komponiert kurze Szenen zu einer Folge, in deren Verlauf man immer näher an die Ideen, Vorlieben und Eigenheiten des Brüderpaares herangeführt wird. Man hört, liebt, isst und trinkt mit ihnen, und man erlebt, wie aus den Begebenheiten des Alltags literarische Texte entstehen. Aus dem Hintergrund mischt sich dann eine weitere Person mit ein, die eine immer dominantere Rolle spielt. Es ist die Haushälterin der Brüder, die ihre eigenen Geheimnisse hat…

Ich freue mich, dass Alain Claude Sulzer nach Wissen/Sieg kommen wird, wo er am kommenden Mittwoch, 27.9.2023, 19 Uhr, im Kulturwerk aus seinem Roman, moderiert von Bernhard Robben, liest.

Zu dieser Veranstaltung lade ich hiermit ein und würde mich sehr freuen, viele Leserinnen und Leser dieses Blogs begrüßen zu dürfen.

Ein schönes, sonniges Herbstwochenende!

Shortlist Deutscher Buchpreis 2023

 

Guten Morgen, 

das Börsenblatt hat gestern die Titel der sechs Bücher gemeldet, die in die Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2023 gekommen sind. Hier die Informationen (mit Begründungen der Jury):

https://www.boersenblatt.net/home/sechs-aus-zwanzig-die-shortlist-301897

Am 31.08.2023 hatte ich die Leserinnen und Leser dieses Blogs gebeten, ihre eigene Shortliste anhand eines schmalen, grauen, in den Buchhandlungen erhältlichen Büchleins zu entwerfen, in dem sich die Leseproben der zwanzig  in der Longlist nominierten Titel befinden.

Ich habe 52 Rückmeldungen erhalten, die ich ausgewertet habe. Daraus ergibt sich eine alternative Shortlist, die so aussieht (Der Roman von Terezia Mora wurde nicht berücksichtigt, da die Autorin den Deutschen Buchpreis bereits einmal erhalten hat.):

Tomer Dotan Dreyfus: Birobidschan/ Angelika Klüssendorf: Risse/ Angelika Overath: Unschärfen der Liebe/ Teresa Präauer: Kochen im falschen Jahrhundert/ Tonio Schachinger: Echtzeitalter/ Ulrike Sterblich: Drifter

Aus diesen sechs Titeln, liebe Leserinnen und Leser, sollten Sie nun jenen Titel auswählen, der unseren alternativen Deutschen Buchpreis 2023 erhalten soll. 

Nennen Sie mir diesen Titel bitte bis zum 15. Oktober 2023, Rückmeldung an:

ortheil.hannsjosef@gmail.com

Der japanische Taschenkalender für das Jahr 2024

Der meteorologische Herbstbeginn war am 1. September 2023, am 22. oder 23. September 2023 dagegen ist der astronomische. Wir stecken also bereits mitten drin in der dritten Jahreszeit und warten auf das Erscheinen der Tag-und-Nacht-Gleiche.

Genau das ist nun auch der passende Zeitraum, um die weiteren Monate des allmählich endenden Jahres 2023 und damit auch das kommende Jahr 2024 in den Blick zu nehmen. Intensiv erleben wir es, wenn wir ein Zeitbewusstsein entwickeln, das uns erlaubt, die jahreszeitlichen Rhythmen nicht nur zu verstehen, sondern auch emotional zu begleiten.

In kaum einer anderen Kultur geschieht das so tiefgehend wie in der japanischen – und zwar nicht nur in tradierten Formen, sondern auch aktuell, indem viele Menschen sich das Vergehen der großen Zyklen Tag für Tag vergegenwärtigen und durch die Lektüre von Texten sowie das eigene Schreiben darauf antworten.

Vorbildlich wirkt dabei die große Tradition der japanischen Haiku-Meister seit den Tagen von Matsuo Bashō (1644-1694) nach. Das Haiku ist die literarische Form einer pointierten Erregung, in der ein jahreszeitliches Detail mit einem Blick auf die Umgebung in eine schwebende Verbindung versetzt wird.

Stille ringsumher –

In die Felsen eindringend

Stimmen der Zikaden.

(Matsuo Bashō)

Der japanische Taschenkalender für das Jahr 2024 (DVB/Mainz) ermöglicht diese jahreszeitliche Begleitung durch 53 Haiku-Texte Bashōs und seiner Schule.  Viele der dreizeiligen, meditativen Gedichte werden durch den Japanologen Ekkehard May detailnah erläutert (unbedingt notwendig für das bessere Verständnis), und alte Tuschzeichnungen setzen die Texte mit den skizzierten Räumen ins Bild.

Texte, Kommentare und Bilder ergeben so eine harmonische Einheit und führen zu einer Reise, die durch die einzigartig schöne Aufmachung des leinengebundenen Bandes (Satz und Gestaltung: de Jong Typografie Essen!) auf ein hochästhetisches Niveau gehoben wird.

Als Freund der japanischen Kultur empfehle ich diesen Kalender besonders, ich werde ihn 2024 Tag für Tag benutzen und eigene Haikus erfinden und hineinschreiben.

Alles Tutti! – ein Kölle-Konzert besonderer Art

An zwei Abenden, denen des achtzehnten und neunzehnten August 2023, fanden auf dem Roncalliplatz in Köln, zu Füßen des Doms, zwei Konzerte statt, wie es sie in dieser Form und Zusammensetzung nur in Köln geben kann.

Die Kölner Kultband Brings und das Beethoven-Orchester Bonn unter der Leitung von Dirk Kaftan spielten zusammen vor zehntausend Zuhörerinnen und Zuhörern, viele (und auch das gehört zu Köln) „ergriffen“ und bei manchen Songs „mit Tränen in den Augen“: Alles tutti!

Und dabei geht es eben nicht um ein bloßes Neben- oder Nacheinander von Rock und Klassik, sondern darum, beide aufeinander zuzuführen und miteinander zu verbinden. Indem Oboe und Streicher des Orchesters sich in die Kölschen Hits der Band einmischen – oder indem der berühmte Ohrwurm-Walzer aus Schostakowitschs 2. Jazzsuite betextet wird.

Mit Willkumme in Kölle beginnen die beiden Abende, deren Mitschnitt der WDR (Fernsehen) heute ab 21.45 Uhr sendet!

Mit Brings, dem Beethoven-Orchester, den Kölschen Hits und Robert Schumanns „Rheinischer Symphonie“ verbunden, wünsche ich allen Leserinnen und Lesern dieses Blogs ein Kölle-inspiriertes Wochenende!

Die Neunziger Jahre von Jens Balzer

Ich mag Zeitreisen in vergangene Jahre oder Jahrzehnte, die ich selbst miterlebt habe. Jens Balzer ist Experte für dieses Genre, er hat schon Bücher über die Siebziger- und Achtzigerjahre geschrieben, jetzt sind die Neunziger dran.

Gelungene Zeitreisen rufen keine Daten oder sich wichtigtuerisch aufspielende historische Ereignisse ab, sie sezieren vielmehr das Lebensgefühl einer Epoche und denken darüber nach, wie und wodurch es entstanden ist. Woran erinnert man sich als erstes?

Natürlich an die deutsche Wiedervereinigung, die das Jahrzehnt so Glück verheißend eröffnete. Dann an „Techno“ als deren „Soundtrack“ und das bald einsetzende Aufkommen der neuen Rechten. Mobiltelefone führten zu einem „pausenlosen Telefonieren“, Amazon, Ebay und Google starten, und das „Internet wird zum Massenmedium“. Im TV laufen die Simpsons, und ein Minister streift die Turnschuhe über und begibt sich auf den langen „Weg zu sich selbst“.

Jens Balzers Buch ist gut zu lesen, es zieht einen hinein in die temporären Stoffe und entkleidet sie ihrer früheren momentanen Aufdringlichkeit. Sie haben sich in uns abgesetzt, und beim Lesen dieses Buchs, das wie ein panoramatischer Film wirkt, erwecken wir sie wieder zu einem zweiten Leben, indem wir die Zeichen und Signale am besten in kleiner Runde den Erinnerungsinseln der Gehirne zuführen. Und schon beginnen die Geschichten und wollen nicht mehr aufhören: „Weißt Du noch? Erinnerst Du Dich?“

  • Jens Balzer: No Limit. Die Neunziger – Das Jahrzehnt der Freiheit. Rowohlt Berlin 2023

Gespräche mit Hanna 2 – Venedig als Reiseziel

Liebe Leserinnen und Leser dieses Blogs, seit vielen Jahren arbeiten Hanna und ich zusammen. Sie organisiert Lesungen, ordnet die eingehende Post, bestellt Bücher, die ich im Blog vorstellen möchte, schlägt welche vor und unterhält sich mit mir über „Themen der Zeit“.

Sie ist in Köln geboren, wo sie auch einen großen Teil ihrer Kindheit verbracht hat. Irgendwann aber ist sie nach Stuttgart gezogen und hat an der HDM, der Hochschule der Medien, studiert.

Vor kurzem haben wir beschlossen, einige unserer Gespräche nicht für uns zu behalten, sondern in diesen Blog zu stellen. Nach einem ersten Gespräch über Pilze sprechen wir diesmal über „Venedig als Reiseziel“.

HB: Du bist gerade aus Venedig zurück. Fällt Dir die Gewöhnung an das deutsche Zuhause schwer?

HJO: Ja, die fällt mir wahrhaftig schwer. In Venedig zu wohnen, führt zu einer starken Intimität, die Abschiede haben etwas sehr Melancholisches, Trauriges, als trennte man sich von geliebten Menschen, die man nie mehr wiedersehen wird.

HB: Warum ist das im Fall von Venedig so?

HJO: Weil diese Stadt einen anders gefangen nimmt als andere Städte. Sie umschließt einen, man vergisst die Zeit und andere Orte oder Räume, man lebt nur noch in den sehr besonderen venezianischen Welten, das ist wohl so etwas wie Magie.

HB: Jetzt hat der Stadtrat beschlossen, eine Tagesgebühr von 5 Euro für jene Gäste zu erheben, die nur einen Tag bleiben. Das Stichwort heißt Overtourism. Selbst den Einheimischen ist der Tourismus inzwischen zu viel, sie wollen Entlastung.

HJO: Ich glaube nicht, dass fünf Euro abschreckend wirken. Wer Venedig unbedingt sehen will, zahlt bestimmt auch gerne fünf Euro. Das Problem steckt woanders. Man sollte erforschen, wie und wo sich die Touristenströme durch die Stadt bewegen. Es gibt Zonen, die sehr überfüllt sind, andere sind fast den ganzen Tag menschenleer. Und es gibt Zeiten, in denen kaum Gäste nach Venedig kommen, obwohl es ihnen in diesen Zeiten auf jeden Fall besser ginge als im Hochsommer, wenn die meisten in der Stadt unterwegs sind.

HB: Wodurch hat sich der Tourismus eigentlich so stark verändert? Es sind doch immer Menschen nach Venedig gefahren.

HJO: Ich denke, es gibt mehrere Gründe. Zum einen sind es die Billigflugangebote, zum anderen Angebote für Kreuzfahrttouren, die dazu verführen, „mal eben“ ein paar Schritte durch Venedig zu machen. Aber es gibt noch tiefer sitzende Veränderungen. Früher waren Städte durch ihre Sehenswürdigkeiten attraktiv, man fuhr mit einem Buch in der Hand hin und lernte sie durch einen Reiseführer kennen. Das war die typische Bildungsreise, die immer seltener geworden ist. Stattdessen gibt es heutzutage den digitalen Tourismus. Man läuft nicht mehr von Kirche zu Kirche oder von Museum zu Museum, sondern orientiert sich an den Angeboten, die einem im Netz rasch präsentiert werden. Ein Geschäft mit besonderen Accessoires, ein Restaurant mit besonderen Fischgerichten, ein Laden mit besonderen Mitbringseln, ein Shoppingcenter mit besonderer Kleidung. Aus den Sehenswürdigkeiten sind Hotspots der Waren und Attraktionen geworden, deren Erwerb den Kundinnen und Kunden schmeicheln. Hinzu kommen gerade im Fall von Venedig die fotografischen, digitalen Exzesse. Es gibt Touristen, die nahezu ununterbrochen fotografieren, keine Brücke, keine Straßenlaterne und erst recht keine Gondel ist vor ihnen sicher. Die Stadt überfällt einen mit Hinguckern, es gibt keine vergleichbare, die mit so vielen Bildern auftrumpft und zu Selfies einlädt.

HB: Du schlägst also vor, die Touristenströme zu entzerren, sie sowohl zeitlich wie auch räumlich zu kanalisieren, damit nicht alle immer dieselben Hotspots zu immer denselben Zeiten aufsuchen?

HJO: Ja – und noch mehr: Es gäbe eine große, pädagogische Aufgabe: Menschen auf ihren Venedig-Besuch vorzubereiten, damit sie auch wirklich etwas davon haben. Venedig ist eine sehr missverstandene Stadt. Viele lernen sie eher so kennen, wie es die bunten Bilder vorgemacht haben und halten sie dann für „morbide“ oder „romantisch“. Andere lernen die Einheimischen und ihren venezianischen Alltag überhaupt nicht kennen, als gäbe es nur schlecht singende Gondolieri oder arrogante Restaurantbesitzer. Venedig besteht aber aus vielen kleinen, für sich lebenden Parzellen und Inseln. Einige in Ruhe kennenzulernen, wäre ein guter Anfang. Die Umgebungen von San Marco meiden und stattdessen in einem der Sestieri am Rande wohnen und leben, in Castello zum Beispiel, dem Sestiere der Biennalen, über die wir noch gar nicht gesprochen haben. Es gibt eine Kunst-, eine Architektur-, eine Musik-, eine Tanz- und eine Filmbiennale – sie sind die Moderne Venedigs, die präsente Gegenwart der aktuellen Künste, der Widerpart zu ihren alten Gebäuden und Bildern.

HB: Du hast jetzt gerade die Filmbiennale erlebt, die auf dem Lido stattfand. Hast Du auch die laufende Architektur-Biennale besucht?

HJO: Ja, sie findet in den Giardini und im Arsenale statt. Da konnte man einen ganzen Tag in oft menschenleerem Gelände unterwegs sein.

HB: Im Ernst?

HJO: Im Ernst. Hier siehst Du einige Fotos der Ausstellungszonen des Arsenale.