Bernhard von Clairvaux

Allen Leserinnen und Lesern dieses Blogs wünsche ich einen frohen Sonntag!

Heute (um zwei Tage verschoben) feiern die Zisterzienser das Fest ihres Ordensheiligen Bernhard von Clairvaux (1090-1153). Er war einer der strahlendsten Gestalten des Hochmittelalters, eine europäische Erscheinung mit weiter Ausstrahlung.

In großen Städten Frankreichs und Italiens wollte man ihn als Bischof, doch er lehnte die Bischofswürde mehrmals ab. Viele seiner Schriften verbinden ein stark spekulatives, begriffliches Interesse an theologischen Fragen mit einer ins Mystische zielenden Darstellung. Teile des Salve Regina sollen von ihm geschrieben worden sein.

Genau diese Vielfachbegabung zeichnet ihn aus: Seine „honigfließende Rede“ (in Form der Predigten) wurde immer wieder bewundert, seine Visionen (in Form einer Innenschau) inspirierten Maler und Bildhauer, und seine Vorstellungen von einem „einfachen Leben“ prägten die Modelle der zisterziensischen Kirchenbauten.

Mehr über ihn erfahren kann man durch das Buch von Peter Dinzelbacher: Bernhard von Clairvaux. Leben und Werk des berühmten Zisterziensers. Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2017.

 

Afghanische Vergangenheiten

Zuletzt habe ich auf zwei Bücher von Roger Willemsen über seine afghanischen Reisen hingewiesen. Ein Blick auf die Vergangenheit komplettiert diese Perspektiven. Sehr gut geeignet ist dafür die vierteilige Dokumentation über Afghanistan, die Arte zur Zeit in seiner Mediathek anbietet:

https://www.arte.tv/de/videos/081554-001-A/afghanistan-das-verwundete-land-1-4/?cmpid=DE&cmpsrc=newsletter&cmpspt=email&actId=ebwp0YMB8s29TZra_iGGbXV1qzzpVLXuLyr5FYI13OoQEF60xdFnvCVPBAOC4Zi-&actCampaignType=CAMPAIGN_MAIL&actSource=501662

Sie erzählt die afghanische Geschichte seit den 60er Jahren: das Ende der Monarchie, die sowjetische Besetzung, die erste Machtergreifung der Taliban, den Einmarsch der NATO-Truppen.

Afghanische Reisen

Weder die Politik noch die Medien haben Afghanistan in den letzten Jahren große Beachtung geschenkt. Auch die Literatur hat sich wenig darum gekümmert.

Die große Ausnahme ist der Schriftsteller Roger Willemsen (1955-2016), der bereits 2007 seine Afghanische Reise (jetzt bei S. Fischer im Taschenbuch) vorgelegt hat.

Willemsen ist von Kabul nach Kunduz und weiter zum Oxus, der Grenze zu Tadschikistan gereist. Seine Gespräche mit den Einheimischen aller Lager und Fraktionen sind meisterhafte Reiseliteratur eines neugierigen, aber immer zurückhaltenden und hoch informierten Beobachters.

2013 hat Roger Willemsen noch ein zweites Afghanistan-Buch mit beinahe zweihundert Kinderzeichnungen, Briefen und Texten afghanischer Kinder veröffentlicht (Es war einmal oder nicht…Afghanische Kinder und ihre Welt, ebenfalls bei S. Fischer im Taschenbuch).

Neben seinen literarischen Arbeiten hat sich Willemsen auch sozial engagiert. Er war lange Zeit Schirmherr des Afghanischen Frauenvereins e.V., sammelte Geld für Trinkwasserbrunnen und Schulen und legte in seinem Testament fest, dass seine Bucheinnahmen teilweise für afghanische Schulprojekte verwendet werden sollten.

Was wird nun aus all diesen Vorhaben? Ich empfehle zunächst sehr, Roger Willemsens Bücher zu lesen, um von den vergessenen Regionen Afghanistans und ihrer Geschichte mehr zu erfahren.

Das Handwerk des Lebens

In diesem kühlen Sommer denke ich viel an die Tage am Meer. Ich laufe durch Wälder, steige durch Schluchten, bin auf Feldern und Wiesen unterwegs, schaue hinüber zu den Hochsitzen – und sehe, wenn ich hinauf geklettert bin, die klare Linie der südlichen Küste, die austaumelnden Wellen, die kleinen Menschengruppen, die sich im Wasser verlieren, versetzt, wie im Traum.

Oft ist Cesare Pavese mit mir unterwegs, ich habe sein Tagebuch Das Handwerk des Lebens dabei, in dem ich schon als Schüler in den sechziger Jahren gelesen habe. Was für ein strenges Selbstbefragungsbuch! Kurze Notate, die alle um das zentrale Thema Wie leben? kreisen. Sich selbst, die Freundinnen und Freunde, aber auch die Literaturen (vor allem die Amerikas) hat er daraufhin untersucht und mit dieser Frage konfrontiert.

Schon früher dachte ich bei der Lektüre, dass ich nicht zuviel davon lesen dürfe, sondern jeweils nur ein paar Seiten, sehr langsam, mehrmals. Ich stelle mir Pavese als einen allein lebenden Menschen vor, der große Gesellschaften nicht ertrug, sondern lieber mit wenigen Freunden am Meer entlang ging.

Viele seiner Romane spielen genau dort, Pavese wurde im Norden Italiens geboren (1908 in dem kleinen piemontesischen Ort Santo Stefano Belbo), er liebte die hügeligen Landschaften in Meeresnähe, über deren Farben und Atmosphären er auch seine ersten Gedichte schrieb.

Mein Freund Helmut Moysich hat einen Meeresroman Paveses (La spiaggia – Der Strand, der frühere Titel war Am Strand) neu übersetzt, bald wird diese Übersetzung erscheinen – so lese ich Pavese von neuem, wie einen Zeitgenossen, den die Übersetzung in die Gegenwart zurückgeholt hat.

Schon seit längerem war es mit meinem Freund Doro ausgemacht, dass ich als sein Gast zu ihm kommen würde… – so beginnt Der Strandund ich denke: Ja, ich komme Pavese besuchen, ich bin sein Gast dieses Sommers.

Fulminantes Geigenspiel – Patricia Kopatchinskaja

Endlich kann ich das etwas aus der Mode gekommene Wort „fulminant“ wieder mal auspacken! In der SZ vom Wochenende entdeckte ich einen großen Artikel von Harald Eggebrecht und Egbert Tholl über den Auftritt der Geigerin Patricia Kopatchinskaja im Salzburger Mozarteum. Der hat mich neugierig gemacht und recherchieren lassen, wie ich mich dieser fulminanten Geigerin schrittweise nähern könnte, um ihr Spiel kennenzulernen und  genauer zu verstehen. Hier der erste Schritt:

Ferragosto

Allen Leserinnen und Lesern dieses Blogs wünsche ich einen erholsamen Sonntag!

In Italien feiert man heute Ferragosto – den Namen leitet man von den mehrtägigen Festen her, die Kaiser Augustus nach dem militärischen Sieg in Ägypten angeordnet hatte (= „feriae Augusti“).

Ferragosto bezeichnet den Höhepunkt des Sommers und ist zugleich der Tag, an dem die Italiener sich ans Meer oder in die Berge bewegen. Im Süden Deutschlands feiert man Mariäe Himmelfahrt.

Auf Auslandsreise – Ausstellungen im Sommer 2021

Ich habe nun auch einen Blick auf die gegenwärtigen Ausstellungen in Museen des nahen Auslands geworfen. Die Auswahl ist subjektiv, ich liste nicht die großen, viel besprochenen Ausstellungen auf, sondern solche, die mich aus biografischen und werkbezogenen Gründen interessieren.

Sehen Sie selbst, liebe Leserinnen und Leser dieses Blogs – vielleicht erkennen Sie hier und da die Hintergründe…

Amsterdam, Van Gogh Museum: Here to stay (Bis 29.8.) – Rijksmuseum: Sklaverei (Bis 29.8.)

Barcelona, Centre de Cultura Contemporània: Urban Nature – A Walk-through film by Rimini Protokol

Basel, Museum Tinguely: Impasse Rodin. Mord, Liebe und Kunst im Herzen von Paris (Bis 29.8.)

Bern, Zentrum Paul Klee: Riesen=Schöpfung. Die Welt von Adolf Wölfli (Bis 15.8.)

Chur, Bündner Kunstmuseum: Die großen Panoramen des Giovanni Giacometti (Bis 29.8.)

Florenz, Palazzo Vecchio: Henry Moore Relocated (Bis 9.1.)

Linz, Schloßmuseum: Heaven Can Wait. Steinbrenner/Dempf & Huber – Die Kunst des Präparierens (Bis 3.10.)  

London, Tate Modern: Beuys‘ Acorns (Bis 14.11.)

Luzern, Kunstmuseum: I Like A Bigger Garden – Charlotte Herzig, Ben Siedsens, Josephine Troller (10.7. bis 17.10.)

Mantua, Palazzo Te: Il mito di Venere (Bis 12.12.)

Moskau, Tretjakov Galerie: Träume von Freiheit. Romantik in Russland und Deutschland (Bis 4.8.)

Paris, Louvre: Paris- Athen. Geburt des modernen Griechenlands 1675-1919 (Bis 23.8.) – Palais de Tokyo: Carte Blanche: Anne Imhof. Natures Mortes (Bis 24.10.)

Rom, Casa di Goethe: Giambattista Piranesi oggi (Bis 19.9.)

Venedig, Giardini/Arsenale: XVII Biennale Architettura (Bis 21.11.)

Wien, Kunsthistorisches Museum: Höhere Mächte – Von Menschen, Göttern und Naturgewalten (Bis 15.8.)

Zürich, Kunsthalle: Das Zittern des Zufalls in Zeiten der Anmassung. Wie geht es Dir? Ein Buchladen am Ende der Einsamkeit (Bis 5.9.)

Ein Sommerinterview 1

Herr Ortheil, am 2. März 2021 haben Sie in ihrem Blog über die anstehenden Schreibprojekte und die weitere Zukunft nachgedacht. Heute frage ich einmal nach: Wie geht es Ihnen und wie ergeht es den Plänen?

Es geht mir weiter recht gut, ich bin gesund. Die Arbeit an meinem Buch Ombra. Roman einer Wiedergeburt ist inzwischen beendet, das Manuskript ist im Verlag und wurde bereits gesetzt. Ich bin sehr froh, dass es mir gelungen ist, dieses Buch zu schreiben, das war nicht leicht, weil viele sehr persönliche Momente eine starke Rolle spielten und ich die Arbeit daher oft unterbrechen musste. Im Oktober, kurz vor der Frankfurter Buchmesse, wird Ombra bei Luchterhand erscheinen. Fast gleichzeitig wird es aber noch ein zweites Buch geben, ein Taschenbuch mit dem Titel Ein Kosmos der Schrift bei btb. Darin befindet sich das in meinen Augen sehr gelungene, dreitägige Gespräch über die Werkzusammenhänge meiner Bücher, das ich mit meinem Lektor Klaus Siblewski geführt habe. Es hat den Titel Una vita – „Herr Ortheil, wie haben Sie das gemacht?“ Die Frage formuliert das Erstaunen über siebzig Bücher in den letzten Jahrzehnten und die Suche danach, wie diese Bücher mit meinem Leben verbunden sind. Das Gespräch ist eine dokumentarische Autobiographie meines Schreibens, die erste, die es gibt, denn früher waren die autobiographischen Lebensmomente ja meist fiktional gebrochen oder umgestaltet. Das Gespräch hat über einhundertfünfzig Seiten und ist ein aus dem Roman Ombra ausgelagertes, eigenes Kapitel. Man sollte also unbedingt beide Bücher zusammen lesen.

Ombra erzählt von der Krankheit, die Sie im Herbst 2019 ereilt hat. Der Roman reflektiert deren Erleben und Bewältigung, stimmt das?

Von Bewältigung würde ich noch nicht sprechen, das Empfinden, ein rettendes Ufer erreicht zu haben, ist noch sehr vage. Richtig ist, dass ich versucht habe, die Geschichte einer Erkrankung zu schreiben. Wie ist sie entstanden, welche früheren Lebensmomente haben sie provoziert, was lässt sich mit ihrer Hilfe erkennen und welche neuen Lebensimpulse lassen sich entdecken und herleiten? Darum genau geht es.

Una vita ist aber auch eine Art Rückblick, wenn ich das richtig verstehe?

Ja, auch das ist ein Rückblick – auf die Gesamtheit meines Schreibens, das seit dem achten Lebensjahr neben dem Klavierspielen mein großes Lebensthema war. In Una vita geht es um die Frage nach der Entstehung der vielen kreativen Impulse, die das Schreiben jeweils auslösten. Und auch da geht es nicht nur um die Vergangenheit, sondern eben auch um die Zukunft: Was folgt aus dem, was ich bisher geschrieben habe? Wie denke ich jetzt darüber und was habe ich vor?

Sie werden Anfang November siebzig Jahre alt.

Das habe ich vor, ja. Und ich habe vor, diesen Geburtstag an mehreren Orten meines Lebens mit den Leserinnen und Lesern zu feiern: Im Westerwald natürlich, in Köln, aber auch in Stuttgart, Frankfurt/Main, München und Hamburg. Aus gesundheitlichen Gründen kann ich keine große Lesereise planen, aber doch einige Lesungen und Abende in Städten, die mit meinem Schreiben zu tun haben.

Können Sie bereits Termine nennen?

Das werde ich bald können, die Planungen laufen momentan noch.

(Die Fragen stellte Hanna Bernike, das Sommerinterview wird fortgesetzt…)

 

Finanzielle Hilfe für die Flutopfer

Eine Leserin dieses Blogs hat mich darauf hingewiesen, dass die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ein Sofortprogramm für Eigentümer historischer Bauwerke, die von der Flut beschädigt oder zerstört worden sind, aufgelegt hat.

Es handelt sich um ein unbürokratisches Hilfsangebot für Betroffene zur raschen Finanzierung der ersten und der weiteren Notmaßnahmen.

Hier sind die Details zu erfahren:

https://www.denkmalschutz.de/denkmale-erhalten/hochwasserkatastrophe/nothilfe-foerderung-erhalten.html

Ich bitte alle Leserinnen und Leser dieses Blogs, den Hinweis an Personen ihres Bekannten- oder Verwandtenkreises weiterzuleiten, für die das Angebot in Frage kommt.

Herzlichen Dank!!

 

Die Schlussfeier der Olympischen Spiele in Tokio

Heute überträgt die ARD ab ca. 13 Uhr die Schlussfeier der Olympischen Spiele in Tokio.

Am Ende wird der Blick zum Austragsort der nächsten Olympiade gehen: auf nach Paris! Genau das nehme ich mir heute vor: An den Olympischen Spielen in Paris, die vom 26. Juli 2024 bis zum 11. August 2024 stattfinden werden, als Zuschauer vor Ort teilzunehmen. Die Vorfreude findet hier schon etwas Material:

https://olympics.com/de/olympic-games/paris-2024

Mit diesen schönen Aussichten wünsche ich allen Leserinnen und Lesern dieses Blogs einen französisch inspirierten Sonntag. Es spielen die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker: