Eine Lesung und ein Gespräch in Bern

Heute, am 12.02.2025, stelle ich um 19.30 Uhr in der Kornhaus Bibliothek von Bern im Gespräch mit dem Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Kevin Kuhn mein neues Buch „Nach allen Regeln der Kunst. Schreiben lernen und lehren“ vor.

Kevin Kuhn hat zwei Romane (Hikikomori und Liv) veröffentlicht. Außerdem ist er der Autor einer viel beachteten Studie über Die Ästhetik des Romanentwurfs.

Zu diesem Abend lade ich die Leserinnen und Leser dieses Blogs herzlich ein.

Ratschläge und Tipps für das eigene Schreiben von C.S.Lewis

Eine aufmerksame Leserin dieses Blogs hat mir die Ratschläge gemailt, die der irische Schriftsteller C.S.Lewis (1898-1963) im Jahr 1959 an eine Schülerin schickte, die ihn um einige Tipps für das eigene Schreiben bat.

Ich kannte diese Vorschläge noch nicht und fand sie bereits auf den ersten Blick klug, gut nachvollziehbar und keine Spur überholt. Einige könnte man sofort aktualisieren…

„Turn off the Radio“…- dem folgend, könnte man heutzutage sagen: „Reduziere die Lektüre von Social-Media-Texten auf ein Mindestmaß.“

Schreib und lese mit dem Ohr, nicht mit dem Auge: Ja, wenn Du schreibst, solltest Du den Text hören…, Klang- und Ausdrucksmomente sind elementar = Die Musik des Textes.

Schreib vor allem über das, was Dich wirklich beschäftigt: Stimmt! Eruiere, was das alles sein könnte, mache Dir darüber Notizen.

Entwürfe solltest Du nicht in den Papierkorb werfen, sondern aufheben und wiederlesen. In jedem könnte eine Spur von dem stecken, was Du anvisierst.

Schreib mit der Hand, nicht mit einer Maschine. Die Handschrift ermöglicht die Fixierung von Lauten, Silben und Rhythmen, die von der Maschine übertönt oder ausgelöscht werden.

Jedes Wort, das Du benutzt, sollte eines Deiner eigenen Worte sein, vermeide die Übernahme von Modewörtern oder Slang.

Die Singstimme und die Stimmen der Instrumente

Hören wir zu Beginn dieses literarisch und musikalisch inspirierten Wochenendes den Pianisten András Schiff – wie er die Stimmen und den „Gesang“ der Musikinstrumente vom menschlichen Singen herleitet:

Und versuchen wir als nächstes, den „Gesang“ einer Klarinette einzufangen und als „Stimme“ zu beschreiben. Wie klingt sie?

Verbunden mit Hören, Singen und Klingen wünsche ich allen Leserinnen und Lesern dieses Blogs ein sonniges Wochenende!

(Ihre Texte über den Gesang der Klarinette schicken Sie bitte an: ortheil.hannsjosef@gmail.com)

Klassik shorts

Ich schließe an die letzte Buchempfehlung (Schleichwege zur Klassik ) an, indem ich auf die von BR – Klassik ins Leben gerufene Reihe der Klassik shorts hinweise. Auch sie sind ein vergleichbar lockerer Einstieg in das Hören von klassischer Musik – hier einige Erläuterungen zum Format:

https://www.br.de/br-fernsehen/programmkalender/sendung-2595838.html

Wie wäre es mit einem ersten Hörversuch? Der Nussknacker-Suite von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky (1840 – 1893)! Lauter Ohrwürmer, in aller Kürze! Wie hat er das gemacht?

Und, ganz nebenbei, heute Abend stelle ich im Literaturhaus meiner Geburtsstadt Köln mein neues Buch („Nach allen Regeln der Kunst. Schreiben lernen und lehren“) vor. Herzliche Einladung, die Veranstaltung soll ausverkauft sein, aber freie Plätze tun sich oft unerwartet durch Krankheitsfälle von Angemeldeten auf.

Schleichwege zur Klassik

Ich lese gerade das Buch Schleichwege zur Klassik. Musik aus fünf Jahrhunderten neu entdecken“ von Gabriel Yoran (Insel-Verlag 2024).

Yorans Eltern spielten beide in einem Symphonieorchester, so dass er im Umkreis von klassischer Musik aufwuchs. Er hätte den Eltern folgen können, tat es aber nicht, nach sieben Jahren Klavierunterricht gab er auf. Inzwischen bereut er es und versucht, sich auf anderen Wegen der Klassik zu nähern. Er will diese Musik für sich neu entdecken, ungezwungen und aufgeschlossen, als emphatischer Hörer, frei assoziierend, ohne ausgetretenen Interpretationspfaden zu folgen.

Deshalb offeriert er „Schleichwege“ – und das meint: Er setzt bei seinen Leserinnen und Lesern keine großen Kenntnisse voraus und ignoriert meist die bekannten Hitnummern des Betriebs.

Auf etwas über einhundertdreißig Seiten serviert Gabriel Yoran (geb. 1978) vielmehr Klangproben als Kostproben, was auch deshalb so gut gelingt, weil die Stücke anhand von QR-Codes abrufbar sind. Man braucht also nicht lange im Netz zu suchen, sondern setzt ein Smartphone ein, ruft den Code ab – und schon läuft auf Youtube das jeweilige Stück.

Oft sind es, wie der Untertitel verspricht, veritable „Entdeckungen“. Man wird zu hell aufleuchtenden Besonderheiten geführt – dem Klang eines Instruments, der Ausbreitung einer Stimmung, einer im Hintergrund versteckten Erzählung.

„Serviert“ wird also kein „Bildungsgut“, in das man sich stundenlang nachdenklich vertiefen müsste. „Schleichwege“ wollen nicht belehren, sondern machen einfach nur Spaß und lassen Stück für Stück aufhorchen. So könnten auch manche zur Klassik finden, die bisher dachten, Klassik sei etwas Überholtes und mache nicht das geringste Vergnügen. Bei Gabriel Yoran macht sie das, weil sie unverkrampft, locker und sehr gegenwärtig präsentiert wird.

Carpaccio und Bellini in Stuttgart

Zuletzt habe ich eine Fotografie studiert, die mich nach Venedig lockte. Und vor kurzem habe ich während einer Reise nach Hildesheim die Skulptur einer Tintenfassmadonna im Hildesheimer Dom aufgesucht.

Nun führe ich beide Linien zusammen, indem ich in eine Ausstellung der Stuttgarter Staatsgalerie gehe, die venezanische Bilder der Frührenaissance zeigt.

https://www.staatsgalerie.de/de/ausstellungen/aktuell/carpaccio-bellini-und-fruehrenaissance-venedig

Auf einem Bild von Vittore Carpaccio (1465-1525) ist die Gottesmutter als lesende Frau abgebildet. Sie vertieft sich in einen alten Text – was in meinen Augen eine Tiefenergänzung zur Hildesheimer Madonna darstellt. Lesen, schreiben und schreiben lehren erscheinen mir als eine selten so wahrgenommene Trias, die das Marienleben mit prägt.

Venedig im Neuen Jahr – Studium einer Fotografie

Zu den „guten Vorsätzen“ für das Neue Jahr 2025 gehört auch, Venedig möglichst bald und mehrmals in diesem Jahr aufzusuchen. Das habe ich meinen dort lebenden Freundinnen und Freunden versprochen.

Eine von ihnen schickte mir eine Fotografie, die aus vielerlei Gründen etwas stark Verlockendes und Einladendes hat:

Das Foto präsentiert nicht die auftrumpfenden Seiten von Venedig. Es zeigt weder ein Panorama noch die bekannten pittoresken Details. Stattdessen inszeniert es einen Ausschnitt – und den als Durchblick durch eine der engen Gassen in die imaginäre Weite.

Dort schimmern einige Fassaden auf der anderen Seite jenseits der Wasserstraße (Häuser auf der Giudecca sind zu erkennen).

Aufgefangen und gehalten wird der Blick durch die Jugendstillaterne, deren drei Lampen sich aus einem helleren Lichtkegel gegen einen großen, hingefächerten, dunkleren aus der Höhe erheben.

Die Anpflanzung eines mageren Baumes winkt dem zu.

Das Foto flüstert: Suche nach diesen schmalen Wegen, die eine verborgene Weite inszenieren und mehrere Zeitzonen Venedigs unauffällig, aber „einleuchtend“ miteinander verbinden.

Die „Verführung“ ist also wieder da … – und akut vorhanden.

Keith Jarrett 1975 in Köln

Kurze, aber eindringliche Erinnerung: Heute vor fünfzig Jahren setzte sich der noch nicht dreißigjährige Jazz Pianist Keith Jarrett an einen Flügel im Kölner Schauspielhaus und improvisierte über eine Stunde lang. Das Solo-Album wurde später als The Köln Concert eines der erfolgreichsten Alben der Musikgeschichte.

Hier die Coda, der Abgesang, verbunden mit guten Wünschen für das bevorstehende Wochenende, in dessen Verlauf man sich das ganze Concert anhören könnte …

Römische Wintermahlzeiten

 

In Rom haben die Wintermahlzeiten einen eigenen Charakter, denn zu kaum einer Jahreszeit gibt sich die römische Küche derart unbeirrt, denkt nicht an leichte Kost, sondern orientiert sich an dem, was früher in kalten Zeiten in Nachbarschaft der alten Schlachthöfe gegessen wurde.

Schlachthöfe gab und gibt es im Viertel („quinto quarto“) TESTACCIO, wo mehrere Restaurants noch immer darum wetteifern, wer die schwere Kost auf die herkömmlichste Weise zelebriert.

Zunächst speist man Ravioli, aber nicht gefüllt mit Ricotta und Spinat (wie oft üblich), sondern gefüllt mit Speck und Cicoria und übersät mit einem besonders kräftigen Pecorino.

Darauf folgt Coratella, ein Ragout aus lauter Innereien (Leber, Nieren, Milz, Bries, Herz),  mit Möhren, Zwiebeln und Knoblauch.

Rotwein dazu, vielleicht einen Cesanese?

Lassen wir einen Restaurantbesitzer der alten Schule zu Wort kommen, der in Testaccio das Restaurant Checchino betreibt – dann erfahren wir noch mehr.