Erwin Wortelkamps Papierarbeiten im Koblenzer Ludwig Museum

Im Koblenzer Ludwig Museum ist gestern die große Ausstellung der Papierarbeiten meines Künstlerfreundes Erwin Wortelkamp eröffnet worden, die noch bis zum 24. August 2025 dort zu sehen ist.

Wortelkamp ist bisher vor allem als Bildhauer bekannt geworden, nur wenige haben gewusst, dass er seit vielen Jahren auch mit Papier gearbeitet hat. Die Ausstellung führt durch diese weite Geschichte, die einen italienischen  Hintergrund hat – den kleinen Ort Acquaviva/Picena, wo diese Arbeiten mit dem Blick auf das nahe Meer und die nahen Hügel im Ferienhaus des Künstlers entstanden sind.

Es lohnt sich sehr, seine Kommentare zu diesen Arbeiten zu hören, auch dazu gibt es Gelegenheiten. Hier der Zugang zu einigen Informationen, im Format eines Filmes, den der SWR-Redakteur Alexander Wasner für den SWR aus Anlass der Ausstellung gedreht hat:

https://www.ardmediathek.de/video/landesschau-rheinland-pfalz/neue-bilder-von-erwin-wortelkamp/swr-rp/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzIyNDQwNTk

Schwebebahnen – Premiere und Lesereise

Am 9. September 2025 findet um 19.30 Uhr in der Historischen Stadthalle Wuppertal die Premierenlesung meines neuen Romans Schwebebahnen (Luchterhand-Verlag) statt. Moderieren wird Denis Scheck!

Hier findet man einen Zugang zu dieser Lesung und einigen weiteren Lesungen während der darauf folgenden großen Lesereise (mit Lesungen in Hamburg, an der Ostsee, in Lüneburg, in Stuttgart, in Köln, in Reutlingen, in München, in Oldenburg, in Hannover …). Die für Sie infrage kommenden Termine könnten Sie schon jetzt speichern.

https://www.penguin.de/empfehlungen/events/86663-hanns-josef-ortheil-premierenlesung-in-der-historischen-st

Damit verbunden, wünsche ich allen Leserinnen und Lesern dieses Blogs ein luftiges Wochenende!

Der Glaube in hellem Licht

(Am 28.05.2025 auch als Kolumne im „Kölner Stadt-Anzeiger“, S. 4)

Robert Francis Prevost tritt als Papst Leo XIV. so auf, als habe ihn in der Tat ein heiliger Geist in das hohe Amt berufen und mit all den notwendigen Gaben ausgestattet, die es für einen so bedeutenden Dienst an der Kirche und ihren Gemeinden braucht. Viele Beobachter, darunter auch meine Freunde, versuchen sich die mühelos erscheinende Noblesse zu erklären, mit der er das Amt übernommen und in kurzer Zeit erste auffällige Zeichen gesetzt hat.

Woher kommt diese Geradlinigkeit, gepaart mit einer unübersehbaren Einfachheit und Eleganz? Mir hat seine Biografie zu denken gegeben, die von Jugend an mit einer Ausbildung im Augustinerorden verknüpft war. Bevor er volles Mitglied des Ordens wurde, studierte er Mathematik und Philosophie und folgte so den Ambitionen des heiligen Augustinus (354-430), dessen Lebensideal die Verbindung der neuzeitlichen Wissenschaften mit Philosophie und Glauben war.

Kommt man heutzutage nach Venedig, kann man in der Scuola di San Giorgio degli Schiavoni den Blick auf eine Bilderserie des großen venezianischen Malers Vittore Carpaccio (1465-1525) werfen. Darunter befindet sich auch ein Gemälde, das zu den berühmtesten Augustinus-Darstellungen der Kunstgeschichte gehört. Es zeigt die Studierstube des Heiligen sowie die Gegenstände und Atmosphären seines durch den Glauben inspirierten Studiums.

Obwohl es sich um eine Studierstube handelt, erscheint der Raum nicht, wie zu erwarten, dunkel und verschlossen, sondern weit geöffnet und aufgeräumt. Ein helles Licht durchzuckt ihn und nötigt den Gegenständen und Möbeln klar umrissene Schatten ab. Augustinus steht an seinem Schreibtisch und schreibt einen Brief. Durch ein Fenster trifft ihn das einfallende Licht und berührt ihn wie eine Vision. Während er schreibt, diktiert ihm eine Stimme, dass der Adressat seines Schreibens, der heilige Hieronymus, gestorben ist.

Im Vordergrund erkennt man Seiten seiner Studien, die zu den ersten neuzeitlichen Studien zur Theorie der Musik gehören. De musica heißt die Schrift, in der er sie zusammengefasst hat. Zur Linken erkennt man an einer Wand viele Bücher, in Reih und Glied. Ihre Lektüre stellt das notwendige Wissen für die eigene Arbeit bereit. An der hinteren Wand öffnet sich ein Altar mit Mitra und Krummstab, den Attributen seines Bischofsamtes.

Neben den Büchern zeigt das Gemälde aber auch Gegenstände der praktischen astronomischen und botanischen Forschung, ein Astrolabium und ein Muschelhorn. Der gesamte Raum ist erfüllt von der Zweiheit des Empfindens und Denkens. Die Dinge der Welt werden konkret untersucht und mit den inneren Erfahrungen des Glaubens verbunden. Das Studium weitet sich daher zu einer spirituellen Schau, die mit den Dingen wie mit Zeichen der göttlichen Schöpfung umgeht.

Diese besondere Aufmerksamkeit hinterlässt eine kleine, intime und sympathische Spur. Sie zeigt sich in den hellwachen Blicken eines kleinen, weißen Hundes, der auf dem Boden sitzt und den Heiligen bei seiner visionären Schau beobachtet. Es ist ein Spitz, der die Erregung des Heiligen aufnimmt, ohne sie dramatisch zu spiegeln.

Das Carpaccio-Gemälde wirft in meinen Augen ein weiterführendes Licht auf den neuen Papst. Seine Augustinus-Gefolgschaft, die sich auch in zahlreichen Zitaten seiner Predigten bereits bewiesen hat, führt nicht in die dunkle, klösterliche Zelle, sondern in das strahlende, Wissenschaft und Glauben verbindende Arbeitszimmer eines Bischofs, der sich nicht zurückzieht, sondern die Visionen des Geistes schreibend und denkend in vielen Sprachen erwartet.

Am vergangenen Sonntag hat er in seiner römischen Bischofskirche, San Giovanni in Laterano, einen ersten Gottesdienst gehalten. In der Predigt lud er die Gläubigen dazu ein, „gemeinsam zu lernen und zu verstehen“, getreu dem Wort des heiligen Augustinus: „Mit euch bin ich Christ und für euch bin ich Bischof.“ Das sind gute Voraussetzungen für einen weiten, anspruchsvollen Weg, bei dem die Geduld und die Aufmerksamkeit für Zeichen aller Art nicht verloren gehen sollten.

Schwebebahnen – mein neuer Roman

Am 10. September 2025 erscheint mein neuer Roman Schwebebahnen im Buchhandel (Luchterhand-Verlag). Er spielt in den späten fünfziger und frühen sechziger Jahren in Wuppertal. Das Cover bildet einen Wagen des berühmten und einzigartigen Verkehrsmittels ab: fliegend, wie im Traum!

Angelegt ist er als ein Gesellschaftspanorama der Nachkriegsjahre und der Traumatisierungen, die viele Familien damals durchlitten und erlebten.

Nach vier Jahren „Pause“ (2021 erschien Ombra) habe ich also wieder einen Roman geschrieben und in diesen Jahren Schritt für Schritt daran gearbeitet. Veröffentlicht habe ich in diesem Zeitraum aber auch andere Bücher, die den Charakter von Rück- oder Überblicken hatten. Beide Linien haben sich ergänzt und belebt.

Casanova und der Reiz der Verführung im SWR

Am 3. Mai 2025 habe ich im Kammermusiksaal von Schloss Schwetzingen aus meinem Roman Die Nacht des Juan gelesen und mich mit Alexander Wasner, Redakteur des SWR, über Giacomo Casanova und den Reiz der Verführung unterhalten.

Lesung und Gespräch wurden aufgezeichnet und sind heute, am 23. Mai 2025, auf SWR Kultur ab 22.03 Uhr eine Stunde lang zu hören.

Hier ist der Zugang für all die, die es schon jetzt oder auch später hören wollen:

https://www.swr.de/swrkultur/literatur/casanova-und-der-reiz-der-verfuehrung-gespraech-hanns-josef-ortheil-102.html

Verbunden mit Lesung und Gespräch, wünsche ich allen Leserinnen und Lesern dieses Blogs ein schönes Wochenende!

Yuja Wang und David Hockney im Londoner Lightroom

Im Londoner Lightroom werden sehr besondere, multimediale Shows gezeigt: 360 Grad-Bilder kombiniert mit einem speziellen Sound! Bewegte Bilder und Musik eng aufeinander abgestimmt und bezogen.

Ein Höhepunkt war neulich ein Konzert der Pianistin Yuja Wang, die mit ihrem Programm auf die Kunst von David Hockney reagierte.

Hier ist der Zugang zu dieser fantastischen neuen Form des Dialogs der Künste: 

https://www.arte.tv/de/videos/124390-000-A/yuja-wang-x-david-hockney/

The Great Gatsby nach 100 Jahren

Der große Gatsby („The Great Gatsby“), das Meisterwerk des amerikanischen Schriftstellers Francis Scott Fitzgerald (1896-1940), ist vor hundert Jahren erschienen. Nun liegt es in einer Neuübersetzung durch Bernhard Robben vor. Die Kritik ist begeistert. Hier ein Überblick der Rezensionen, auf „Perlentaucher“:

https://www.perlentaucher.de/buch/f-scott-fitzgerald/der-grosse-gatsby-roman-2025.html

Will man verstehen, wie Fitzgerald arbeitete und welche inspirienden Techniken des Schreibens er in seiner Werkstatt erprobte, sollte man noch auf ein anderes Buch (Der Moment der Schönheit, übersetzt von Helmut Moysich) zurückgreifen. In seinem Nachwort habe ich die wegweisenden Schreibmethoden von Fitzgeralds Notizbüchern erläutert:

Friedl Benedikt und Elias Canetti

Ich lese gerade Warte im Schnee vor deiner Tür, Tagebücher und Notizen der Schriftstellerin Friedl Benedikt (1916-1953), herausgegeben von Fanny Esterházy und Ernst Strouhal im Paul Zsolnay Verlag.

Die Texte befanden sich im Nachlass von Elias Canetti (1905-1994), der an Friedl Benedikt geschrieben hatte: „Du bist ein geborener Erzähler, und eigentlich solltest Du täglich etwas für Dich erzählen.“

Die Aufforderung war mehr als eine Empfehlung, sie war eine dringende Bitte, die von der Schriftstellerin ernst genommen wurde. Sie verstand Canetti als einen Lehrer, und damit entstand eine besondere Konstellation des literarischen Schreibens: Ein älterer, bekannter Schriftsteller betreute eine jüngere Autorin beim Schreiben, las ihre Texte und redigierte sie.

Das historische Bedeutsame dieser Konstellation liegt in Raum und Zeit, denn Friedl Benedikt war eine österreichische Schriftstellerin, die in Wien aufwuchs. 1938 emigrierte sie nach London und teilte das Schicksal der Emigration mit Canetti und seiner Frau, die sie bereits in Wien kennengelernt hatte.

Friedl Benedikt hat sich der von Canetti gestellten Schreibaufgabe mit Passion und Leidenschaft gewidmet und versucht, die Begegnungen mit anderen Menschen in der englischen Emigration detailliert festzuhalten. Die „geborene Erzählerin“, wie es richtig heißen müsste, urteilte und reflektierte nicht, sondern porträtierte die ihr nahen Menschen sehr direkt: Durch Skizzierung ihrer Eigenheiten und Spleens, durch knappe Studien der Räume, in denen sie sich bewegten, und der Dinge, mit denen sie sich umgaben.

Ich lese diese Aufzeichnungen wie Lehrstücke in der Porträtkunst und damit wie Studien für einen Roman. Seltsam und überraschend ist, dass auch Canetti von dieser Porträtkunst lernte. In seinen späten Lebensjahren dachte er daran, seine dreibändige Autobiografie um einen Band über die „englischen Jahre“ während der Emigration zu verlängern. Dazu kam es nicht mehr, wohl aber sind die Entwürfe und Skizzen zu diesem Projekt erhalten. Nachlesen kann man sie in dem Nachlass-Band Party im Blitz, der Canettis Studien der britischen Gesellschaft sammelt.

Man sollte beide Bücher, das von Friedl Benedikt und das von Canetti nacheinander lesen und vergleichen. Was wird man entdecken? Die Spuren eines Unterrichts, in dessen Verlauf die Schülerin sich emanzipiert und zur Romanautorin wird – und in dessen Verlauf der Lehrer seine Aufgabenstellungen allmählich vergisst und sich die Aufgaben selber stellt.

Architekturbiennale in Venedig

Am vergangenen Samstag (10. Mai 2025) hat in Venedig die Architekturbiennale begonnen. Hier die notwendigen Informationen:

https://www.labiennale.org/en/architecture/2025

Viele Galerien zeigen in Venedig Kunst, die sich auf  die Themen der Biennale bezieht. So auch die Galerie meiner Mainzer Freundin Dorothea van der KoelenWays of Hope. Vor kurzem hat sie ihre Ausstellung vorgestellt und nach Venedig eingeladen: