Unser Venedig-Korrespondent hat uns ein Foto vom Campo Santa Margeritha, dem bevorzugten Treffpunkt der venezianischen Jugend, geschickt. Die Kunden stehen in gebotenem, großem Abstand vor einem Minimarket, Gruppen gibt es nicht.
Der Bürgermeister der Stadt hat sich in einem Appell an seine italienischen Landsleute gewandt. Wer immer es kann, soll nach Venedig kommen. Nie war die Stadt so schön. Keine Touristen, keine Kreuzfahrtschiffe, selbst die Quallen ziehen vom Meer her in die Kanäle ein, deren Wasser noch nie so klar und sauber war.
Auf dem Land in der Nähe haben die Bars wieder geöffnet, die ersten Restaurants folgen. Bald wird auch die venezianische Gastronomie sich beleben.
Wie kommen wir möglichst schnell hin? Wir werden uns etwas Kluges einfallen lassen.
Vorerst bleiben uns die Träume und Fantasien. Zum Beispiel anhand von: Venedig. Eine Verführung (Insel Taschenbuch) oder: Im Licht derLagune. Roman (btb).
Interludien sind unterhaltsame kurze Zwischenspiele, in denen man sich vom Ernst der fortlaufenden Staatsaktionen erholt. Während sie luftig verfliegen, klinkt man sich aus, denkt an etwas anderes, trinkt einen Schluck und lässt sich anderweitig stimulieren.
Stimulantien sind heute:
Kinderspiele von Kate Greenaway. Aus dem Englischen von Ingrid Westerhoff. Insel-Bücherei: Kate Greenyway (1846-1901) war eine britische Zeichnerin und Illustratorin, deren Bücher für Kinder zu großen Erfolgen wurden. Ihr „Book of Games“ erschien 1899 und enthält in der deutschen Fassung achtzig zeitlose und amüsante Kinderspiele (wie das „Teekesselchen-Spiel“, das „Zeigestöckchenspiel“ oder das „Familienkutschenspiel“), begleitet von den alten Illustrationen. Ein Buch für Kinder und Eltern, die auch in Corona-Zeiten ohne digitalen und virtuellen Schnickschnack auskommen und ihre Freude an Spielen haben, die gerade durch ihre kluge Schlichtheit bestechen.
Mason Currey: Musenküsse. Die täglichen Rituale berühmter Künstlerinnen. Aus dem Amerikanischen von Jenny Merlin und Anna-Christin Kramer. Kein & Aber Verlag: Mason Currey hat die Biografien und Selbstzeugnisse von über sechzig Schriftstellerinen, Musikerinnen und Künstlerinnen auf Hinweise darüber durchforstet, wie sie arbeiteten, wodurch ihre Kreativität angeregt wurde und wie sie gegen eine oft spießige Umwelt operierten. Die wenige Seiten langen Kreativitätsskizzen führen bis in die Gegenwart und sind eine amüsante Lektüre. Ein Buch der Lebenskunst für alle, die nicht genug davon bekommen können!
Johan Schloemann: „I have a dream“. Die Kunst der freien Rede. Von Cicero bis Barack Obama. C.H. Beck: Im klassischen Athen wurde die Redekunst geboren. Zum ersten Mal dachten Redner genauer darüber nach, wie man eine gute Rede aufbaut, zu Gehör bringt und Beifallsorgien erntet. Johan Schloemann hat ihre Geschichte geschrieben, nicht akademisch, sondern hervorragend lesbar und anregend. Ein Buch für alle, die auch Freude und Vergnügen an jenen (selten gewordenen) freien Reden haben, die aus dem Stegreif eine stimmige, nachdenklich machende Gedankenwelt entwerfen!
(Heute auch als Kolumne im Kölner „Stadt-Anzeiger“, S.4)
Bleib gesund! – mein Freund Jürgen kann es nicht mehr hören. Er plädiert dafür, einen ganzen Tag einzulegen, an dem man das Wort „Corona“ nicht in den Mund nimmt. Was gegenwärtig auf vielen Fernsehkanälen läuft, nennt er „das Coronageschnatter“. Brauchen wir wirklich, fragt er, an jedem Abend ein heute spezial und ein ARD Extra? Sendungen, in denen die täglichen Nachrichten breit getreten und bis zum Überdruß wiederholt werden?
Reicht es nicht, wenn Petra Gerster und Jan Hofer sie in angenehm sachlich-neutralem Ton, ohne rote Flecken an Wangen und Hals, vortragen? Selbst eine sonst so wohltuend biedere Sendung wie das Morgenmagazin ist längst auf die neuen Galopperthemen des Frühjahrs umgestiegen. Coronabesessen leuchten die Augen der sich im Sicherheitsabstand aalenden Moderatoren, während in den Talkshows immer dieselben Experten epidemiologische, ökonomische und ethische Expertisen abgeben. In jeder zweiten Sendung Markus Söder und Karl Lauterbach! Auch die Virologen schlafen kaum noch, um bereits frühmorgens gehorsam die ersten Statements zu liefern und die Stirn in Falten zu legen.
Dass ein einziges Thema Denken und Sehen derart dominiert, ist so noch nie vorgekommen. Starke Themen mit besonderem Zuschauerinteresse wurden sonst höchstens ein paar Tage lang durchgehechelt und verschwanden danach wieder im TV-Nirvana. Jetzt aber folgen die Sender den Lockerungsmodellen nicht, die der Politik gerade durch den Kopf gehen. Sie sollten, ginge es nach meinem Freund Jürgen, allmählich auch den Radius erweitern. Die Welt besteht nicht nur aus Corona, weiß Gott nicht. Sich vom frühen Morgen bis in die Nacht dem Dominanzthema zu unterwerfen, sollte eine auf Normalität rückgepolte Vernunft verbieten.
Als Deutschlehrer an einem Gymnasium leidet Jürgen auch unter den gängig gewordenen Videokonferenzen. Er versteht nicht, warum so viele seiner Kollegen dieses digitale Leben gerade wie eine Errungenschaft feiern. Nach seinen Eindrücken ermüden Videokonferenzen sehr rasch. Er quält sich durch die Sendeminuten, hört kaum noch zu, beschäftigt sich im Kopf längst mit anderen Themen und ist höchstens froh, dass solche Sessions nicht so lange dauernd wie die analogen Konferenzen. Immerhin könnten sie dazu beitragen, den Konferenzenvirus früherer Tage zu bekämpfen. Die damit Infizierten haben jetzt endlich mehr Zeit für die eigene Arbeit, ohne dass man alles stundenlang mit den Nächsten durch den Gesprächswolf drehen muss.
Die Krise, glaubt Jürgen, wird die Welt nicht grundlegend verändern. Im Idealfall könnte sie helfen, starke Korrekturen an Auswüchsen der alten Optimierungskultur durchzuführen. Dass vieles früher richtig schwachsinnig war, meint Jürgen, wird einem erst jetzt richtig klar. Mit dieser Einsicht ließe sich vieles verbessern und ändern, wenn…, ja wenn man nicht vierundzwanzig Stunden nur noch mit Nachrichtenimpfungen beschäftigt wäre.
Das ganze Jahr über ist das dunkle, polierte Grün seiner Blätter präsent, unverändert und fraglos. Als rasch sich breitmachender Strauch berühren sie einander, neigen ihre Spitzen und streben keine weitere Ordnung an.
Von der fein gezogenen Mittellinie zweigen nach beiden Seiten kürzere und schwächere Linien – wie unscheinbare Impulse.
Erstaunlich sind ihre weißen Blüten, die lange geschlossen bleiben und einen starken Duft aussenden.
Als winzige Kugeln bilden sie imponierende Traubenstände in großer Zahl, die aufrecht, neben- und hintereinander wie Gestalten eines sakralen Ritus auftreten, dessen Regeln nur sie allein kennen und denen sie, Litaneien anstimmend, ergeben folgen.
gestern um 11.25 Uhr traf es mich wie ein Blitz, als ich eine Mail von Le Moissonnier erhielt, sie öffnete und ihr strahlendes Video-Lächeln erkannte! Was will Vincent mir sagen? fragte ich mich – und lauschte Ihrem gut gelaunten und fein abgestimmten Deutsch-Französisch, das ich so mag.
Die südfranzösische Fischsuppe gibt es also wieder! Und das Geflügelleber-Parfait hat ein Portweingelee erhalten! Der weiße Heilbutt träumt von Madagaskar, und die lackierte Kalbslende ist in Eric verliebt! Ganz zu schweigen vom Dessert „After Nine“, dessen Schokolade mit eingezäumter Minze mir gedanklich im Munde zerging.
Wäre ich in Köln gewesen, hätte ich mich stante pede zu Ihnen aufgemacht, um mit diesen Krönungsgerichten der französischen Küche in meiner Behausung zu feiern. Yves Montand hätte das Fest begleitet, und wir hätten einen Pouilly-Fuissé vom Weingut des Ehepaars Claire und Fabio Montrasi getrunken, Sie wissen, warum.
Nun aber warte ich tief im Süden, coronabrav isoliert, auf bessere Zeiten. Ich freue mich darauf, bald wieder in Ihrem Bistro Platz nehmen zu dürfen! Erhalten Sie sich Ihre Lebensfreude!
Und grüßen Sie Ihre Frau und Ihre Kinder! (Braucht Eric noch eine Hilfe in seiner Küche?! Ich wüsste jemanden…)
Heute Abend sendet SWR 2 die Aufzeichnung einer Abendveranstaltung im Staatstheater Mainz (vom 16. Dezember 2019).
Ich lese aus meinem Hemingway-Roman „Der von den Löwen träumte“ und unterhalte mich mit dem SWR-Redakteur Alexander Wasner über die Entstehungsgeschichte des Buches.
Interludien sind unterhaltsame kurze Zwischenspiele, in denen man sich vom Ernst der fortlaufenden Staatsaktionen erholt. Während sie luftig verfliegen, klinkt man sich aus, denkt an etwas anderes, trinkt einen Schluck und lässt sich anderweitig stimulieren.
Stimulantien sind heute:
Bilder allein zu Haus (Arte-Mediathek): Bilder, die wir aus Museen längst kennen, bewegen sich plötzlich, ihre Figuren erzählen und sprechen – und wir sind einfach nur „baff“!
Scollo Con Cello: Die aus Sizilien stammende Sängerin Etta Scollo (eine meiner drei Lieblingssängerinnen) singt, begleitet von der Cellistin Susanne Paul, „Tempo Al Tempo“(CD, Download oder Streaming)