Pfingstferien im Westerwald

In vielen Bundesländern haben die Pfingstferien begonnen – oder sie beginnen in der kommenden Woche.

Ich empfehle eine Reise in den Westerwald, auf den Spuren meines neuen Buches „Unterwegs im Westerwald“.

Als Quartier schlage ich das traditionsreiche Romantik-Hotel „Alte Vogtei“ in Hamm/Sieg vor (S. 140-144), in dem Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818-1888) geboren wurde.

Von dort könnte man Ausflüge ins „Landschaftsmuseum Westerwald“ in Hachenburg (S. 127-132) oder zur wunderschön gelegenen Zisterzienserabtei Marienstatt (S. 145-149) machen. (Dort geben Andreas Hartmann und Rolf-Dieter Arens am 6. Juni 2022 von 15.15 Uhr-16.15 Uhr ein Konzert für Violine und Klavier in der Anna-Kapelle.)

Ein weiteres Ziel könnte die große Skulpturenanlage IM TAL (in Hasselbach) sein, die der Künstler Erwin Wortelkamp zusammen mit seiner Familie in Jahrzehnten entworfen und bespielt hat (S. 149-163).

In Wissen/Sieg sollte man in die katholische Dorfkirche gehen und die Deckengemälde des Kölner Dommalers Peter Hecker studieren (S. 38-40).

Man sollte viel zu Fuss (S. 108-118) oder mit dem Rad (S. 119-S.125) unterwegs sein.

Weitere Texte entführen in das alte Leben auf dem Land und in Szenen meiner ländlichen Kindheit.

Viel Vergnügen – und ein schönes Wochenende!

Eine Lesung zum Nacherleben

Mein  Gott – war das gestern eine schöne Lesung im Wissener Kulturwerk, die schönste, intimste seit langem!

Alle Tische in der großen Halle waren besetzt, der Abend war ausverkauft, und die Wissener Buchhändlerin Maria Bastian-Erll freute sich über die Grußworte des Referenten für Literatur im Mainzer Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration Michael Au, der ihr zur höchsten Prämie des Bundes für die vielen Lesungen gratulierte, die sie in den Corona-Jahren organisiert und kuratiert hatte.

Michael Aus sehr persönlich gehaltener Rückblick galt auch den Westerwälder Literaturtagen, die Maria Bastian-Erll und ich selbst vor einundzwanzig Jahren ins Leben gerufen und zwanzig Jahre betreut haben.

Ich saß auf eigenen Wunsch nicht auf der erhöhten Bühne, sondern niedriger und näher an den vielen Leserinnen und Lesern als sonst. Etwa 70 Minuten lang las ich Ausschnitte aus dem neuen Buch „Unterwegs im Westerwald“ und aus „Was ich liebe und was nicht“. Dazwischen spielte Timo Fiebach, der Techniker, Ausschnitte aus Robert Schumanns „Waldszenen“ ein.

Hier der Abend in seiner Programmfolge, zum Nachlesen, Nachhören und Nacherleben:

  1. Der Hausbau und das neue Leben (Unterwegs im WW, S. 80ff.)
  2. Robert Schumann, Waldszenen, op.82, Nr. 1 : Eintritt
  3. Blumen pflücken (Unterwegs im WW, S. 92ff.)
  4. Robert Schumann, Waldszenen, op. 82, Nr. 2: Jäger auf der Lauer
  5. Mit dem Rad unterwegs (Unterwegs im WW, S. 119 ff.)
  6. Robert Schumann, Waldszenen, op.82, Nr. 3: Einsame Blumen
  7. Zu Fuss unterwegs (Unterwegs im WW, S. 108ff.)
  8. Robert Schumann, Waldszenen, op.82, Nr. 4: Verrufene Stelle
  9. Wäller Platt (Unterwegs im WW, S. 133ff.)
  10. Robert Schumann, Waldszenen, op.82, Nr. 5: Freundliche Landschaft
  11. Was ich liebe und was nicht, S. 377ff.
  12. Robert Schumann, Waldszenen, op. 82, Nr. 7: Vogel als Prophet

Naoki kommt nach Wissen

Mein japanischer Freund Naoki, der seit zwei Jahren an der Kölner Musikhochschule studiert, kommt zu meiner heutigen Lesung im Kulturwerk der Stadt Wissen (19 Uhr).

Am späten Mittag nimmt er in Köln den Regionalzug. Nach der Ankunft quartiert er sich in Wissen bei guten Freunden ein und macht sich auf den Spazierweg nach Schloss Schönstein. Dort ersteht er in der kleinen Wildkammer frischen Rehschinken.

Später wandert er zurück nach Wissen, geht noch die Siegpromenade bis zum Stadion der Stadt und zum Siegbogen entlang und isst später (ab 17 Uhr) in den „Marktstuben“ nahe dem schönen, alten Kirchplatz zu Abend. Er bestellt geschmorte Spargelstücke mit Tomaten, Zucchini, Paprika und Salat.

Gegen 18.30 Uhr will er im Kulturwerk auftauchen. Ich habe ihm verraten, dass der Abend (auch) als eine „Abendmusik“ inszeniert wird. „Und was gibt es zu hören?“ hat Naoki gefragt. – „Robert Schumanns Waldszenen“, habe ich ihm verraten. – „Perfekt“, hat er geantwortet und mir seine Lieblingsnummer der neun kleinen Stücke genannt: „Vogel als Prophet“.

Maibock mit Spätzle und Gemüse

„Geberts Weinstuben“ in Mainz ist eines meiner Lieblingsrestaurants.

In diesen Mai-Tagen bietet Chefkoch Frank Gebert (noch bis Sonntag, 29.05.2022)  etwas Besonderes an:

Maibock mit Spätzle und Gemüse.

Über die Details hat der HR in einem Film berichtet. Ab Minute 31.25 sind das Restaurant und der Koch zu sehen und zu hören:

https://www.ardmediathek.de/video/hessen-a-la-carte/genussvoll-durch-rheinhessen/hr-fernsehen/Y3JpZDovL2hyLW9ubGluZS8xMzM0OTk

Meine Idee: Sie reservieren einen Tisch (Tel. 06131-611619) und geben bei der Reservierung an, dass Sie  Maibock speisen wollen. Vom Gericht machen Sie ein Foto, das Sie mir (zusammen mit Ihrer Adresse) schicken: ortheil.hannsjosef@gmail.com

Von mir erhalten Sie dann eine kleine Überraschung…

Premierenlesung in Wissen/Sieg

Am kommenden Mittwoch (25. Mai 2022) findet um 19.00 Uhr im Kulturwerk der Stadt Wissen/Sieg die Premierenlesung meines Buches „Unterwegs im  Westerwald“ statt.

Ich lese und erzähle von meiner „Urheimat“, wie wir dort ein Haus bauten, wie ich die Gegend erkundete, wie ich kurios lebende Menschen kennenlernte, wie ich Wäller Platt sprach und wie ich dort ein Buch nach dem andern schrieb.

Im Anschluss sind alle Gäste zu einem Büffet eingeladen. Es gibt Westerwälder Spezialitäten.

Da der Folgetag ein Feiertag (Christi Himmelfahrt) ist, steht einem Besuch nichts im Wege. Ich freue mich auf viele Leserinnen und Leser meiner Bücher.

(Die Lesung kann man diesmal nur vor Ort und nicht mehr über Livestream erleben.)

Hier noch einige weitere Details:

https://kulturwerkwissen.chayns.net/

Pauline blickt wieder in den Garten 2

Pauline hat angerufen und erzählt, sie blicke jetzt wieder lange in den Garten, weil sie den Blick von dem strahlend-weiß blühenden Azaleenstrauch nicht abwenden könne. Nein, sie könne es einfach nicht.

Kaum habe sie sich abgewendet, ziehe es sie wieder ans Fenster, sie sperre es auf und schaue erneut in den Garten. Der weiße Azaleenstrauch erscheine ihr wie eine Begleitung, eine Begleitung im Mai.

Was sie damit meine, fragte ich, und Pauline schwieg einen langen Moment. Dann sagte sie, der weiß blühende Azaleenstrauch habe etwas von einem Kleid, ja, von einem weit ausschwingenden Kleid. Manchmal komme es ihr so vor, als lade seine Erscheinung sie ein, in dieses Kleid zu schlüpfen.

Ob ich ihr folgen könne, fragte Pauline, und ich schwieg einen langen Moment und sagte dann: Doch, ja, Pauline, ich kann Dir folgen…

Einen schönen Sonntag wünsche ich den Leserinnen und Lesern dieses Blogs!

Der Wuppertaler SV in einem Endspiel

Heute spielt der Wuppertaler SV im Endspiel des Niederrhein-Pokals gegen den SV Straelen. Gewinnt die Mannschaft dieses Spiel, hat sie sich für die Hauptrunde des DFB-Pokals qualifiziert, in der attraktive Gegner auf sie warten.

Ab 16.15 Uhr verfolge ich das Endspiel, das leider nicht im alten Stadion am Zoo stattfindet, sondern in Duisburg.

Der Zoo lag auf einem Hügel oberhalb des Stadions, in dem der WSV seine Heimspiele austrug. Da wir Jungs uns diesen Besuch nicht leisten konnten, gingen wir in den Zoo. Für den besaßen wir Dauerkarten, und von dort konnten wir die Spiele gut verfolgen.

Wenn das Stadion sich füllte, befiel die Tiere in ihren Käfigen eine starke Unruhe, als trainierten sie. Die Elefanten trampelten auf der Stelle, die Aasgeier schlugen Flanken, und die Affen spielten Doppelpass. Nur die Seehunde mochten keinen Fußball, sondern Formel 1-Rennen, und so rasten sie im Kreis durch ihre viel zu kleinen Becken und ließen das Wasser überschwappen. Wir machten mit und begleiteten den Furor der Tiere mit einem großen Geschrei, das bis in die Stadionreihen hallte.

Um den Aufruhr Einhalt zu gebieten, wurde ein hoher, dunkler Zaun errichtet, der den Zoo vom Stadion trennte. Prompt drehten die Tiere den Spielen den Rücken zu und stellten jedes Interesse an deren Verlauf für immer ein. Stattdessen widmeten sie sich den Besuchern und verwickelten sie in seltsame Spiele, denen wir dann exotische Namen gaben: Nashornschweigen, Arahüpfen, Tigerkreisen.

Kamen wir am späten Abend erschöpft nach Hause zurück, erkannte man uns nicht wieder, so sehr hatten wir mit den Tieren sympathisiert, während wir die Spiele im Zoo ignorierten.

Mailandschaften

In diesen dunkelgrünen Tagen übertreffen die Mailandschaften alles Sichtbare sonst. An den Rändern der Landstraßen schäumen die gelben Ginsterhecken auf und ziehen schon von weitem Fluchten in die Ebenen.

Rhododendren und Azaleen werfen ihre Blüten dem Licht entgegen, und in den schattigen Zonen der Gehwege schaukeln sich im leichten Wind die Maiglöckchen ein.

Goldregen schüttelt sich an den Zäunen, und im diffusen Astlicht der Laubbäume, die stärker und dreister leuchten denn je, warten die stillen Seen auf die ersten Schwimmer.

Man möchte nirgendwohin, man möchte bleiben, ganz unbedingt bleiben. Genau hier. Genau jetzt – in  all den Wochen der schönen Mailandschaften.

Pauline blickt in ihren Garten

Meine allein lebende Freundin Pauline ist krank. Jeden Morgen blickt sie in ihren Garten, in dem das Gras angeblich bedrohlich wächst und sich zu dichten Grünmatten zusammentut. Pauline mag gar nicht mehr hinschauen, deshalb hat sie mich angerufen und vorsichtig gefragt, ob ich ihr helfen und Gras mähen könne. Nicht zuviel, aber doch so, dass aus dem Garten wieder eine übersichtliche Erscheinung werde.

Natürlich bin ich gleich zu Pauline geeilt, habe den Rasenmäher aus dem Geräteschuppen geholt, ihn angeworfen und mit dem Mähen begonnen.

Ich muss hinzufügen, dass ich Rasenmähen mit einem lauten Mäher nicht mag. In früheren Jahrzehnten war das noch anders, da wurde in unseren Gärten zweimal im Jahr mit der Sense gemäht, und ich war als Kind jedes Mal dabei und hielt den Wetzstein in der Hand. Mähen mit der Sense verläuft langsam und sinnlich, die Sense schwingt sich durchs Gras, wischt die Halme energisch zur Seite und lässt sie als lange Streifen ermüdet liegen.

Mähen mit einem lauten Benzinmäher dagegen verläuft anders. Der Mäher rattert gegen das Gras an, schleudert die klein geschnittenen Halme erregt zur Seite, bläst sie zusätzlich fort und hinterlässt eine kahle Spur.

Da das Gras im Garten meiner Freundin hoch stand, musste ich mich mit dem Mäher durch die Bestände kämpfen und Schleusen bahnen. Ich bemerkte, dass es um Akte roher Gewalt geht und dass ich, je länger ich mähte, immer dreister und besessener mähte. Der Garten sollte erbleichen und blass in seinen gemähten Spuren erstrahlen. Mich hatte ein Furor gepackt, und ich hörte nicht auf, bis der gesamte Rasen gemäht war.

Das ist also das Geheimnis des Mähens mit Benzinrasenmäher, dachte ich, das Ganze ist eine aggressive Orgie wahrscheinlich vor allem für Männer, die mal den Wüterich rauslassen wollen.

Pauline war mit mir sehr zufrieden. „Wenn wieder gemäht werden muss, bin ich hoffentlich gesund“, sagte sie. – „Bestimmt“, antwortete ich, „denn dann bin ich leider im Süden…“